Fachwissen bündeln

Die neue Wissensplattform frag-amu.de für das Amateurmusizieren

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 47

Im Bereich der Amateurmusik spielt die Entlastung von ehrenamtlich engagierten Menschen nicht erst seit der Corona-Pandemie eine große Rolle. Wissenschaftliche Studien belegen: Bürokratie verringert die Bereitschaft, sich zu engagieren. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester e. V. (BMCO) hat diesen Bedarf erkannt und arbeitete in den vergangenen Monaten an der Erstellung der digitalen Wissensplattform frag-amu.de – einem Wikipedia der Amateurmusik. Das Lexikon der Amateurmusik ist seit Ende März am Start und wurde maßgeblich mitbegleitet von Jasko Dolezalek. Der studierte Musikmanager, Assistent der Geschäftsführung und Projektleiter der „Tage der Chor- und Orchestermusik“ beim BMCO erläutert, welche neue Dynamik und Dringlichkeit die Entstehung der Amateurmusikplattform durch die Corona-Krise erhielt.

Herr Dolezalek, wieso braucht es überhaupt ein Wikipedia der Amateurmusik?
Nach der Fusion zum spartenübergreifenden Dachverband hat sich der BMCO im letzten Jahr intensiv damit befasst, den gemeinsamen Bedarf der Ensembles der vokalen und inst­rumentalen Amateurmusik zu erfassen, um die meist ehrenamtlich organisierten Strukturen zu entlasten. Im Rahmen einer groß angelegten Umfrage kam heraus, dass das Engagementpotenzial durch bürokratische Entlastung deutlich zielgerichteter genutzt werden kann.
Es folgte eine Umfrage der BMCO-Mitgliedsverbände und der Basis, bei der verschiedene Funktionen einer Online-Plattform vorgestellt wurden. Dabei kristallisierte sich heraus, dass ein Lexikon der Amateurmusik einen deut­lichen Mehrwert bieten würde: Informationen rund um das Amateurmusizieren sollten gebündelt und Wissen leicht zugänglich gemacht werden. Die Artikel werden dabei in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsverbänden und von ausgewiesenen Fachleuten erstellt.
Durch die Corona-Pandemie ergab sich für die Plattform eine ganz neue Dringlichkeit. Corona hat unzählige neue Fragen aufgeworfen und der besondere Stellenwert einer solchen Plattform ist gewachsen, weil plötzlich zusätzliche Kommunikation für die Wissens- und Informationsvermittlung an die Basis nötig wurde.

Um welche Themen geht es konkret?
Die Themen auf frag-amu.de orientieren sich dynamisch an Bedarf und Wünschen von Amateurmusikerinnen und -musikern. Besonders aktuell sind in der derzeitigen Situation Themen wie Weiterbezahlung von Dirigentinnen und Dirigenten, Haftung bei Infektionen und virtuellen Mitgliederversammlungen. Kurzum: hoch aktuelle und leicht verständliche Informationen zu Corona-Fragen, die alle Engagierten entlasten. Zusätzlich zu den Corona-Themen werden auch rechtliche Fragen, die den amateurmusikalischen Alltag prägen, bei frag-amu.de behandelt. Wir wollen ehrenamtliche Chöre und Orchester entlasten und sie zu Themen wie Vereinsrecht, Haftung, Finanzen und Steuern, die für viele eine große Herausforderung sind, fachlich unterstützen.

Musikalisches Proben ist in den Pandemiezeiten besonders schwierig. Wie kann die neue Plattform helfen?
Die Vielfalt der geltenden Corona-Schutzverordnungen, deren andauernde Änderung und Komplexität sind große Herausforderungen. Wir haben alle zwar viel Erfahrung mit unseren Chören und Orchestern, aber nicht mit einer Pandemie. Da gibt es große Unsicherheiten. Auf frag-amu.de geben wir Antworten auf die wichtigen Fragen zum Musizieren während der Pandemie – übrigens nicht nur mit vorgefertigten Artikeln und Musterbeispielen, sondern auch per E-Mail und auf individuelle Anfragen via Kontaktformular. Außerdem geben wir Praxis-Tipps und Impulse für neue Formate.

Woher kommt das Know-how und wie erfolgt der Wissenstransfer?
Die Plattform frag-amu.de bündelt das Wissen und die Expertise aller Amateurmusikverbände. Während sich ein Verband möglicherweise gut mit Urheberrecht auskennt, kann ein anderer eventuell Inhalte zur Nachwuchsarbeit beitragen. Weil es bei den meisten Themen keinen Unterschied macht, um welche Art von Amateurmusik es sich handelt, ist dieses Wissen übertragbar. Weitere Artikel kommen laufend hinzu, die Erweiterung der Plattform ist also ein kontinuierlicher Prozess. Sicherlich gibt es unter den 14 Millionen Amateurmusikerinnen und -musikern auch einige Fachleute, die ihre Expertise einbringen können. Darüber würden wir uns freuen.

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 2/2021.