Payr, Fabian

Finger-Fitness für Kids

Das Trainingsprogramm für junge Gitarristen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ricordi, Berlin 2014
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 55

Beim Wort „Technikübungen“ reagieren viele GitarrenschülerInnen nicht gerade mit Begeisterung. Gerade junge Schüler sehen den Sinn der eher abstrakten Übungen nicht ein und spielen lieber Melodien oder Stücke. Das ist schade, denn eine solide Technik erleichtert das Erlernen eines Stücks ungemein.
Fabian Payr versucht in Finger-Fitness für Kids das Thema kind- und jugendgerecht aufzuarbeiten. Grundlage bildet die klassische Gitarrentechnik auf der Akustikgitarre. Viele Übungen kann man aber auch problemlos auf die E-Gitarre und Plektrumspielweise übertragen.
Was sofort ins Auge fällt, ist die gelungene Grafik. Statt angestaubter Fotos spießig aussehender Kinder, die an Klassikstunden aus dem vergangenen Jahrhundert erinnern, zieren lustige Comicfiguren das Cover und die einzelnen Übungen. Anweisungen und Tipps zu den Beispielen finden sich in Sprechblasen und vermitteln eine frische, moderne Herangehensweise an ein eher trockenes Thema. Die Technikübungen selbst erfinden das Rad nicht neu – viele von ihnen kennt man aus anderen Büchern –, sind aber geschickt geordnet und gut erklärt. Neben der „Telefonnummern-Übung“ mit vier Fingern, die in unterschied­lichen Kombinationen über die Saiten gejagt werden, findet man Tonleiterübungen, Streckungen, Hammer Ons, Pull Offs, Wechselschlagtraining und zahlreiche An­schlagpatterns für das Akkord­picking.
Payr erklärt alle Konzepte in unterhaltsamer, leicht verständ­licher Sprache und nimmt so mancher Übung den theoretischen Schrecken. Statt die Beispiele in Noten aufzuschreiben, setzt er konsequent auf die Tabulaturschreibweise. Viele Klassiker werden jetzt den Kopf schütteln, aber gerade für junge GitarrenschülerInnen dürfte dieses Verfahren wesentlich einfacher nachvollziehbar sein und so das erste Hemmnis, sich mit der eigenen Spieltechnik auseinanderzusetzen, aus dem Weg räumen.
Neben den Übungen hat Payr auch noch viele hilfreiche Tipps auf Lager, wie man die einzelnen Beispiele variieren kann, wie man richtig übt und worauf man achten sollte, um Sehnenscheidenentzündungen und andere gitarristische Übekrankheiten zu vermeiden.
Konsequent durchgeführt hat man mit diesem Heft Material für jahrelanges Üben. Ob man den Schüler dann wirklich dazu bringt, die Beispiele durchzuarbeiten, hängt an der Lehrkraft und der Begeisterung bzw. Bereitschaft des Schülers. Fabian Payr hat mit diesem Heft auf jeden Fall einen gelungen, zeitgemäßen Ansatz für ein eher trockenes Thema des Gitarrenunterrichts verfasst, das bei investierter Übezeit zum Erfolg führen sollte.
Martin Schmidt