Busch, Barbara / Sebastian Herbst

Fit für die Zukunft!?

Die Entwicklung von Musik(hoch)schulen steht im Fokus eines Symposiums, das im Mai an der Universität der Künste Berlin stattfinden wird

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 1/2024 , Seite 46

Fit für die Zukunft! Enthält diese Forderung womöglich gleich zwei Begriffe mit Trigger-Potenzial? Nun, zumindest sind es Wörter, die lange Zeit viel zu selten mit Musikschulen und Hochschulen für Musik in unmittelbare Verbindung gebracht wurden. Doch weil sich die Welt radikal wandelt, verändert sich auch ihre Kultur. Daraus folgt: Wenn in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland über 900 ­öffentliche Musikschulen und über 20 Musikhochschulen nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken sollen, dann sollten sie Antworten finden auf die Frage, inwiefern sich Musik(hoch)schulen ändern müssen, um Orte zu sein, an denen mehr denn je visionär gedacht wie gehandelt wird. Welchen Beitrag leisten sie im Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Demokratieverlust und Digitalisierung?

Um Antworten zu finden, ist eine (selbst)kritische Bestandsaufnahme ebenso notwendig, wie es die Zukunft als Raum der Möglichkeiten zu imaginieren gilt. Das Symposium „Fit für die Zukunft!? Entwicklung von Musik­(hoch)schulen aus künstlerischer und musikpädagogischer Perspektive“ am 3. und 4. Mai 2024 an der Universität der Künste Berlin gibt Denkanstöße und öffnet Räume für diese notwendige Debatte. Wegweisend für die Tagung ist, dass Musik(hoch)schulen nur in Zusammenarbeit aller Lehrenden, Studierenden, SchülerInnen und Mitarbeitenden sowie mit externen Kooperationspartnern zukunftsfähig sein werden.
Veranstaltet durch die Fakultät Musik der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim sowie gefördert durch die Strecker-Stiftung hat das Team um Ivo Berg, Barbara Busch, Christina Fassbender, Isabelle Sophie Heiss, Sebastian Herbst und Barbara Metzger ein Programm aus Impulsvorträgen, World-Café, Workshops und künstlerischen Beiträgen entwickelt. Ziel ist es, Räume für gemeinsames künstlerisches und musikpädagogisches Nachdenken zur Musik(hoch)schulentwicklung über die eigenen Fachgrenzen hinweg zu öffnen.
Eingeladen sind daher sowohl wissenschaftlich und künstlerisch Lehrende als auch Personen in leitender Funktion an Musik(hoch)­schulen, musikpädagogisch Tätige im Berufsfeld außerhalb von Hochschulen, Studierende musikpädagogischer und künstlerischer Studiengänge sowie VertreterInnen musikpädagogischer Verbände und Akademien. Diese Vielfalt spiegelt sich auch auf der Ebene der eingeladenen Dozentinnen und Dozenten wider: ProfessorInnen und Studierende sowie PädagogInnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen – sie alle laden ein, sich zwei Tage lang mit Fragen wie den folgenden zu beschäftigen:
– Welche Menschen können vor dem Hintergrund welcher Leitgedanken wie an Musik­(hoch)schulen welche Musik lernen?
– Inwiefern ist die Entwicklung von Musik­(hoch)schulen an der Prämisse der Persönlichkeitsentwicklung oder an der der Berufsfeldorientierung auszurichten?
– Liegt die Zukunft der Musik(hoch)schulen in der Wahrung oder in der Überwindung von Traditionen?
– Machen sich Musik(hoch)schulen ohne um­fassende (externe) Kooperationen überflüssig? Wie und von wem sollten berufsbegleitende Weiterbildungsformate gestaltet werden?
– Welche Rolle spielen Wissenschaft und Kunst für die Entwicklung von Musik(hoch)­schulen? Wie viel Wissenschaft braucht Kunst, wie viel Kunst braucht Wissenschaft? Welche Rolle spielt künstlerische Forschung?
– Welche Rolle spielen Nähe und Distanz im Unterricht an Musik(hoch)schulen?
– Welche Bedeutung haben analoge und digitale Kommunikations- und Ausdrucksformen sowohl im Rahmen der Lehre an Musik­(hoch)schulen als auch bezogen auf musikalische Performance und Musikproduktion?
– Inwiefern eignen sich Leitbilder für die Entwicklung von Musik(hoch)schulen und wie lassen sie sich in der Praxis umsetzen?
Zukunftsfragen dieser Art werden im Rahmen des Symposiums nicht nur mit Blick auf die Entwicklung von Musik(hoch)schulen gestellt, sondern lassen sich auch auf die Zeitschrift üben & musizieren beziehen. Ist diese Zeitschrift fit für die Zukunft? Und welche Rollen spielen generell Fachmedien im Kontext künftiger Musikkultur und musikalischer Bildung? Aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Zeitschrift üben & musizieren werden Fragen wie diese unter Leitung von Rüdiger Behschnitt und Kerstin Weuthen gemeinsam mit den TagungsteilnehmerInnen in einem Think-Tank zur Entwicklung von Fachmedien bearbeitet.
Auch Sie als Leserinnen und Leser von üben & musizieren sind herzlich eingeladen, zukunftsfähige Musik(hoch)schulen und Fachmedien für die nächsten 40 Jahre mitzudenken. Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft als Möglichkeitsraum verstehen und Entwicklungen proaktiv erfassen – wie Tobias Seidl, Professor für Schlüsselkompetenzen Studierender an der Hochschule der Medien Stuttgart, im Abschlussvortrag vorschlagen wird.

Anmeldungen zum Symposium „Fit für die Zukunft!? Entwicklung von Musik(hoch)­schulen im 21. Jahrhundert aus künstle­rischer und musikpädagogischer Perspektive“, das am 3. und 4. Mai 2024 an der Universität der Künste Berlin stattfinden wird, sind möglich bis zum 23. April 2024 unter symposium@muho-mannheim.de
Weitere Informationen zum Programm:
www.udk-berlin.de/studium/kuenstlerisch-paedagogische-ausbildung/symposium

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 1/2024.