Weinzierl, Elisabeth / Edmund Wächter

Fit in 15 Minuten

Warm-ups und Basisübungen für Flöte

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2019
erschienen in: üben & musizieren 4/2019 , Seite 58

Die Querflöte ist bekanntlich ein äußerst bewegliches Instrument, auf dem die versierte Flötistin auch in atemberaubend schnellen Tempi klar differenzierte Legato- oder Staccato-Passagen, Gammes et Arpèges und dergleichen abenteuerliche Tonkünste ausführen kann. Dies muss man jedoch üben. Und so beginnt wohl nahezu jedes Üben auf der Querflöte genau damit: Einspiel- oder Tonübungen. Natürlich soll­te man sich wie eine Sportlerin aufwärmen, die feinsten Muskeln auf ihr diffiziles Tun einstimmen, Atemstütze und -führung trainieren und nicht zuletzt an der reibungslosen Fingerkoordination arbeiten.
Gewiss wird man gelegentlich auch komplizierte Stellen aus der Literatur auseinandernehmen und gezielt bestimmte Aspekte am Vortragsstück erarbeiten, doch klugerweise eignet man sich zuvor eine solide technische Grundausstattung an. Zu diesem Zweck gibt es naturgemäß schon zahlreiche Handreichungen, was bei einem hinlänglich „alten“ Instrument wie der Querflöte und pädagogisch sendungsbewussten Persönlichkeiten wie etwa Johann Joachim Quantz nicht weiter verwundern mag. Aber jeder, der sich aufmerksam mit den inzwischen zahlreichen Einspielschulen befasst, stellt irgendwann fest, dass ihm bestimmte Aspekte in einer Sammlung fehlen, und legt sich entweder mindestens eine weitere zu oder wird kreativ.
In Elisabeth Weinzierls und Edmund Wächters Fall hat diese Kreativität zu einem neuen Band klug durchdachter Einspiel- und Technikübungen geführt, die in klassischer Weise geordnet – Tonübungen, Artikulationsübungen und Fingerübungen – und prägnant erläutert die Flötistin bei weisungsgemäßem regelmäßigen Gebrauch befähigen sollen, „fit in 15 Minuten“ zu werden. Ausdrücklich modellhaft gedacht kann man die konzent­rierten Aspekte auf sein derzeitigen Können genau abstimmen und es so nach und nach erweitern. Die Übungen sind auch für AnfängerInnen klar verständlich visualisiert, wenngleich auch der Profi sich wahrscheinlich ähnlich einspielen wird und dieser Art der Notation nicht bedarf.
Die AutorInnen geben sinnvolle Tipps zum Zusammenstellen des individuellen Übeprogramms, er­läutern kurz die Ecksteine der ehemals gebräuchlichen Präludien, geben Beispiele für Klangcharaktere und wollen Amateure und Profis gleichermaßen ansprechen. Die Konnotation des „Fitnessprogramms“ ist gleicher­maßen inhaltlich nachvollziehbar wie zeitgeisttypisch interpretierbar; natürlich darf man genauso wie beim bloßen Besuch eines Fitnessstudios nicht erwarten, dass das alleinige Vorhandensein von Geräten schon zum Sixpack führt – man muss sich engagiert und bewusst mit den Übungen befassen, will man den „Fit in 15 Minuten“-Effekt dann dermaleinst auch spüren. In jedem Fall ist diese neuerliche Sammlung flötistischer Basics gut gelungen, systematisch klug durchdacht und dargestellt sowie optisch übersichtlich gesetzt. Also los: Üben!
Christina Humenberger