Wehle, Reiner

Fit in 15 Minuten

Warm-ups und Basisübungen für Klarinette

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2020
erschienen in: üben & musizieren 5/2020 , Seite 64

Auch wenn jeder Instrumentalist sein eigenes Konzept zum Einspielen vor einem Auftritt oder einer Probe hat, kann es sinnvoll und motivierend sein, das eigene gewohnheitsmäßige Tun zu überdenken und zu erweitern. Hierfür bieten die Handreichungen Fit in 15 Minuten des Schott-Verlags eine gute Gelegenheit, zumal sie von erfahrenen PädagogInnen und konzertierenden MusikerInnen stammen – wie der jetzt erschienene Band des Lübecker Klarinetten-Professors Reiner Wehle.
Sein Anliegen ist es, mit unterschiedlichen Warm-ups und vielfältigen Übungen eine lockere Grundeinstellung beim Einspielen zu erreichen. Wehle schöpft dabei aus seinem methodischen Fundus, den er in ausführlicher Form in seinem dreibändigen Werk Clarinet Fundamentals, ebenfalls bei Schott erschienen, dargelegt hat. Der vorliegende schmale Band enthält das Grundgerüst des Lehrwerks, zugeschnitten auf die Funktion des Einspielens.
Im Zentrum der zwölf Abschnitte steht die für Bläser elementare Tongestaltung, die durch Anblasübungen, Legatoübungen an Hand von Dreiklängen und Warm-ups für die Atmungskont­rolle gefestigt werden kann. Unverzichtbar sind auch die Oktav-Intonationsübungen, die im Legato ausgeführt ebenfalls zur guten Tonbildung beitragen. Das Übungsmaterial ist jeweils in die verschiedenen Register unterteilt und berücksichtigt besonders die Registerwechsel.
Den Staccatoübungen schickt Wehle die Warnung voraus, diese gerade beim Einspielen nicht zu übertreiben, um Verkrampfungen zu vermeiden. Deshalb sind die vorgeschalteten Basisübungen sinnvoll, bevor man Übungen mit längeren Passagen ausführt.
Einen größeren Umfang nimmt die Fingertechnik ein, die vor allem der Lockerung dienen soll. Wehle wählt hier bewusst einfache Tonarten, damit sich schnell ein Wohlfühleffekt einstellt, der beim Einspielen nicht durch unnötige Schwierigkeiten verhindert werden soll.
Die Tonleiterübungen beschränken sich auf sequenzierende drei- oder fünftönige Ausschnitte. Die chromatische Tonleiter und spezielle Griffkombinationen dürfen beim Einspielen auch nicht fehlen, wobei ein besonderes Augenmerk auf den kurzen Tönen liegt. Alle Übungen sollen zunächst in langsamem Tempo und in unterschiedlichen Dynamikstufen ausgeführt werden.
Bei der Fülle des Materials, das auch die Besonderheiten des deutschen wie des Boehm-Systems berücksichtigt, obliegt es den Übenden, eine sinnvolle Auswahl für das individuelle Einspielen zu treffen. Man kann sich auch dank der Vielfalt der Übungen sehr gezielt auf die Anforderungen eines speziellen Auftritts vorbereiten. Es wäre ­allerdings wünschenswert gewesen, wenn die Anordnung der einzelnen Abschnitte der Reihenfolge der Einspiel-Empfehlungen Wehles im Vorwort entsprochen hätte.
Amateure wie Profis können gleichermaßen Nutznießer von Fit in 15 Minuten sein.
Heribert Haase