Herbst, Sebastian
Forum für Honorarkräfte
Kommentar
Die große Anzahl von Lehrenden an Musikschulen in prekären Beschäftigungen durch befristete Honorarverträge sowie die vielen damit verbundenen Nachteile sind hinlänglich bekannt. Und auch wenn der Verband deutscher Musikschulen vergangenes Jahr im Stuttgarter Appell die Träger seiner Mitgliedsschulen auffordert, „den Anteil angestellter Lehrkräfte kontinuierlich zu erhöhen, um […] die Qualität der öffentlichen Musikschulen zu gewährleisten“, sieht die Realität noch anders aus.
So auch an der Rheinischen Musikschule Köln, die ihre Schülerzahl seit 1994 verdoppelt hat, jedoch faktisch den gleichen Etat von der Stadt Köln erhält. Gebührenerhöhungen sowie schlecht bezahlte Honorarverträge sind dann die Folge, sodass dort 67,5 Prozent der Lehrenden (Stand Oktober 2017) keinen festen Arbeitsvertrag haben. Die Honorarkräfte wollen das nicht hinnehmen und haben ein Forum gegründet, das sich in mehrfacher Hinsicht öffentlich für die Interessen der Honorarlehrkräfte engagiert (www.musik.verdi.de > Themen > Nachrichten > Forum für Honorarkräfte [04.05.2018]).
In einer umfangreichen, online zur Verfügung gestellten Broschüre werden beispielsweise die persönliche und berufliche Situation der Honorarkräfte an der Rheinischen Musikschule Köln sowie die Konsequenzen für Musikschule, SchülerInnen und Eltern dargestellt und daraufhin klare Forderungen an die Stadt Köln formuliert: deutlich höhere Zuschüsse, Festanstellung nach Tarifvertrag oder vergleichbare Bezahlung, Honorarfortzahlung in den Ferien und bei Krankheit. Interessante Einzeldarstellungen wie etwa Modellrechnungen zum Nettostundenlohn oder zur Rente einer Honorarlehrkraft ergänzen die Broschüre.
Darüber hinaus hat das Forum eine Online-Petition auf www.change.org ins Leben gerufen („Schluss mit prekärer Beschäftigung von Honorardozenten an der Rheinischen Musikschule Köln“), die bereits über 2500 Mal unterschrieben wurde, und am 1. Mai 2018 auf dem Hans-Böckler-Platz in Köln ihren Protest-Song „Lied der Honorarkräfte“ vorgetragen.
Das engagierte Forum für Honorarkräfte, das sich gemeinsam stark macht für eine bessere berufliche Perspektive, ist vorbildlich und lädt zum Nachahmen ein. Es ist zu hoffen, dass die Aktivitäten des Forums Gehör finden und die nächsten musikschulpolitischen Entscheidungen bezüglich der Honorarverträge dann in Anlehnung an das „Kölsche Grundgesetz“ weniger im Sinne des ersten Paragraphen – „Et es wie et es“ – als im Sinne des fünften Paragraphen – „Et bliev nix wie et wor“ – getroffen werden. Denn dann „hätt et vielleicht doch noch joot jejange“.