Ungerank, Dietmar

Fünf leichte Stücke

für Gitarre solo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Verlag Neue Musik, Berlin 2014
erschienen in: üben & musizieren 3/2016 , Seite 57

Richtige kleine Filme entstehen beim Hören und Spielen der Fünf leichten Stücke für Gitarre solo, die Dietmar Ungerank beim Verlag Neue Musik Berlin vorgelegt hat. Da ist z. B. beim „Elefantenbummel“ dem Elefanten im Zoo viel zu langweilig; er begibt sich auf den gefährlichen Weg in die Stadt, die Feuerwehr fängt ihn schließlich mit Quarten ein, denen schiefe kleine Sekunden bei­gemischt sind, bringt ihn zurück in den Zoo und macht hinter ihm das Tor wieder zu – ob er nun glücklich sein wird?
Spanisches Flair hingegen strahlt das „Eselchen (Borriquillo)“ aus, ausgedrückt durch typische Rhythmen und Tonleitern in harmonisch Moll mit übermäßigen Sekunden. Beim „Albtraum“ spürt man in der Wendung von der Moll- zur Durterz die Erleichterung des Kindes, als sich der gruselige Spuk, verursacht durch abendliches Fernsehen, als böser Traum entpuppt. Auch die übrigen Titel sind handlungsreich und erzählen ihre eigene kleine, farbenreiche Geschichte, unterstützt durch kurze Stichworte im Notentext.
Dietmar Ungeranks Tonsprache ist im Grunde sehr tonal, Dissonanzen würzen und illustrieren. Er gibt den jungen InterpretInnen klare, umfangreiche Vorgaben zu vielfältigen Artikulationen. Die unterschiedlichsten Effekte auf der Gitarre wie Kratzgeräusche mit dem Daumennagel auf der tiefen Saite, Schlagtechniken auf Saiten und Decke (Tambura, Golpe) malen die Geschichten sehr schön aus. Die Stücke sind kurz und lassen sich meist in der ersten Lage spielen. Sie sind bes­tens geeignet für Kinder etwa zwischen acht und zwölf Jahren.
Entstanden sind die reizvollen Stücke ganz aus der musikpädagogischen Praxis. Ungerank, seit Jahren Gitarrenlehrer in Hof, hat sie zu Bildern und Geschichten einiger GitarrenschülerInnen von  Maximilian Mangold (dem Herausgeber der Reihe, in der das vorliegende Heft erschien) komponiert. Ein Impuls Ungeranks war, mit seinen Fünf leichten Stücken das Gitarrenrepertoire gerade mit Blick auf „Jugend musiziert“ zu bereichern.
Man nimmt es dem Komponisten Ungerank sofort ab, dass die GitarrenschülerInnen sich mit großer Begeisterung auf die vergnüglichen Kompositionen gestürzt und hochmotiviert geübt haben – also: Ziel erreicht und sehr zu empfehlen.
Uwe Sandvoß