Katzer, Georg
Für Knöpfe
für Akkordeon solo, Band 1 und 2, mit Beilage „Junge Musik für Akkordeon“ (CD und Buch)
Für Knöpfe wurde bereits 1994-1996 für das Einzeltonakkordeon mit seinen polyfonen Spielmöglichkeiten komponiert und von Gerhard Scherer herausgegeben. Zwar weist der Titel auf das Knopfakkordeon hin, doch sind die Stücke auch auf Tasteninstrumenten realisierbar. Die vorliegende Fassung wurde um einen Begleitband ergänzt, der zum einen anregende Texte zu den musikalischen Gestalten der einzelnen Kompositionen enthält und zum anderen Hinweise für deren Erarbeitung zur Verfügung stellt.
Eine weitere Besonderheit dieser Ausgabe mit an Bartóks Mikrokosmos erinnernden, progressiv angeordneten Stücken besteht darin, dass ihr eine Einspielung der leichten bis mittelschweren Kompositionen durch Studierende der Musikhochschulen Münster und Weimar auf CD beiliegt, selbstverständlich in beeindruckender künstlerischer Qualität. Dies sollte den Zugang zu diesen wundervollen, von einer klanglichen, strukturellen, witzigen, tiefsinnigen, oft erfrischend-skurrilen und inspirierenden Vielfalt geprägten ein- bis zweiminütigen Miniaturen unterstützen und bei wenig Erfahrung mit einer solch vielseitigen und abwechslungsreichen Tonsprache auch erleichtern.
Die Stücke wollen nämlich gestaltet werden, denn eine ausschließliche Wiedergabe des Notierten wird sie nicht zum Leben erwecken. Dieses Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist genau das, was die pädagogische Zielsetzung einer musikalischen Ausbildung auf jedem Instrument beschreibt. Singt, redet und atmet der Ton, welche Farbe gebe ich ihm, welche Klangrede mit welcher Artikulation und dynamischer Abstufung, welche Geschwindigkeit und klangliche Balance ist passend an welchem Ort? Dies alles und noch mehr sind Fragen, denen man sich hier stellen sollte und die auf eine individuelle Antwort warten.
So begegnet man in Auf engstem Raum rhythmisch-klanglichen Bewegungen, denen enge Grenzen gesetzt sind, die schließlich in dichte Klängen münden und hierbei feine, sehr variantenreiche Klangflächen bilden. Dem folgenden Ohne Rast und Ruh liegt hingegen ein durchgehender Puls zugrunde, der mal links, mal rechts auftaucht und von verschiedenen melodischen Motiven begleitet wird. Im zweiten Band korrespondieren im Arpeggiato dynamisch und agogisch formbare Klangflächen mit melodischen Gestalten und dazwischen feinfühligen Übergängen und im Ostinato zeigt sich dann eine konstante und doch auch variable Struktur, die äußerlich eine strenge Haltung erfordert, innerlich jedoch witzige Momente entwickelt.
Georg Katzer hat für das Akkordeon verschiedene Kammermusik- und Solowerke komponiert, die auf beeindruckende Weise stets den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des Instruments gerecht werden. So wäre eine Fortführung dieser Reihe sehr wünschenswert. Wer kann diese Arbeit unter Beibehaltung dieser Qualität aufnehmen?
Romald Fischer