Larcher, Thomas

Gedichte

12 Stücke für Pianisten und andere Kinder

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2012
erschienen in: üben & musizieren 4/2012 , Seite 57

Die 12 Stücke des österreichi­schen Komponisten und Pianisten Thomas Larcher wurden als Auftragswerk für das unter der Leitung von Lars Vogt stehende Festival „Spannungen“ geschrieben. Die teilweise skurrilen Titel – „(Der Tag) Als ich meinen lustigen grünen Hund verlor“, „Tritt nicht auf den ver de terre“ – verweisen auf biografische Bezüge und werden im Vorwort vom Komponisten erklärt.
Musikalisch ging es Thomas Larcher offensichtlich darum, die speziellen Anforderungen zu erkunden, die solche kleinen Formen an den Komponisten stellen. Dementsprechend sind die Stücke nicht einfach nur überwiegend „leicht“ im klaviertechnischen Sinn, sondern zeigen eine große Konzentration der Mittel, die sie auch für fortgeschrittene SpielerInnen zu einer reizvollen und interessanten Aufgabe machen können.
Der Klaviersatz ist durchsichtig, häufig nur zweistimmig, was aber niemals einen trockenen oder „abstrakten“ Klang zur Folge hat. Der ausgesprochen kultivierte Klavierklang, der einem hier begegnet, basiert zweifellos auf den genauen Kenntnissen des Komponisten von diesem ­Instrument. Eine wichtige Rolle spielt das Pedal, vor allem dann, wenn die Töne über den ganzen Tonraum des Klaviers verteilt sind. Einige Stücke benutzen  nur die obere Hälfte der Klaviatur, wodurch Helligkeit des Timb­res und Klangtransparenz noch verstärkt werden.
Die rhythmischen Schwierigkeiten sind moderat und beschränken sich auf einige Taktwechsel und leichtere polyrhythmische Momente (2:3). In den Stücken Nr. 9 („eins, zwei, drei, vier, neun“) und Nr. 12 („Ein Lied aus?“) wird ein Tonhaltepedal be­nötigt, außerdem muss der Spieler in der Nr. 9 Flageolette mit den Fingern auf den Saiten erzeugen. Alle übrigen Stücke verwenden traditionelle Spielweisen am Klavier und benötigen deshalb auch keine spezielle Notation. Melodisch gibt es einige liedhafte Assoziationen, die sich nach Aussage des Komponisten auf nepalesische Musik beziehen, die er bei Reisen kennen gelernt hat.
Was die vorliegende Ausgabe anbelangt, so ist nicht ganz klar, welche Titel der Stücke original sind und wo es sich um Übersetzungen handelt. Alle Textteile gibt es in deutscher, englischer und französischer Version. Im Inhaltsverzeichnis stehen oft an erster Stelle die englischen Titel, manchmal aber auch die deutschen, direkt über den Stücken steht immer zuerst die englische Version. Das Vorwort erscheint zuerst auf Deutsch, auf dem Titelblatt erscheint jedoch zuerst der Titel Poems, erst dann Gedichte. Eine größere Klarheit wäre hier wünschenswert gewesen. Im ersten Stück wurde außerdem ein wichtiger Druckfehler übersehen: In den Takten 13-15 muss die linke Hand nicht im Violin-, sondern im Bassschlüssel notiert werden.
Insgesamt handelt es sich um ­ei­ne feine und differenzierte Musik. Die PianistInnen können stolz sein, dass der Komponist sie zu den Kindern rechnet und ihnen damit wohl einen kreativen Umgang mit der Musik zutraut.
Linde Großmann