Busch, Barbara / Barbara Metzger

Geisterstunde in der Grundschule

Elementare Musikpädagogik als Anstoß für den instrumentalen Gruppenunterricht

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 06

Sich bewegen, musikalische Phänomene erkunden, mit Stimme und dem Instrument musikalisch kommunizieren sowie gestalterisch tätig werden: Dies sind zentrale Handlungsweisen im schulischen Instrumentalunterricht, mit deren Hilfe sich Lernenden (ergänzend zum Erwerb spieltechnischer Fertigkeiten) musikalische Erfahrungsräume erschließen. Am Beispiel eines Geisterkanons werden Elementares Musizieren und Instrumentalspiel in Beziehung gesetzt.

Unter dem Schlagwort „Jedem Kind ein Inst­rument“ (JeKi) hat das instrumentale Musizieren, verbunden mit dem Erwerb spieltechnischer Fertigkeiten, in der Grundschule Hoch­konjunktur. Aus bildungspolitischer ­Pers­pek­tive wird es derzeit geradezu euphorisch als Weg verstanden, um Kinder aktiv an Musik heranzuführen, um Freude am Musizieren zu vermitteln und um einen Zugang zur Kultur nachhaltig zu eröffnen. Auch Musikpädagoginnen und -pädagogen werden hellhörig, jedoch aus anderen Gründen. Bedenkt man, dass in entsprechenden Studiengängen in der Regel keine Vorbereitung auf den Instrumentalunterricht in der Institution Grundschule erfolgt, dann bedeutet das ambitionierte Vorhaben sowohl für Grundschullehrende als auch für Instrumentallehrkräfte eine enorme pädagogische und künstlerische Herausforderung: Im Unterrichtsalltag stellt sich unerbittlich die Frage, was im Detail von den Grundschulkindern erlernt werden soll und warum und wie dies geschehen soll.
In aktuellen Projektbeschreibungen finden sich erste Antworten: Zu lesen ist unter anderem von elementaren musikalischen Erfahrungen und Grundmusikalisierung, vom Kennenlernen verschiedener Instrumente, von instrumentaler Kompetenz und gemeinsamem Spiel im Ensemble – die Förderung kreativer und sozialer Fähigkeiten schwingt mit. Mittels eines elementaren und spielerischen Ansatzes soll an Musik herangeführt werden; instrumentale Klangmöglichkeiten sollen erforscht und mit den eigenen Empfindungen in Verbindung gebracht werden. Bewegung, Tanz und Musizieren werden als zentrale Elemente eines erlebnis- und erfahrungsorientierten Instrumentalunterrichts verstanden, der den regulären Musikunterricht in der Grundschule nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Bereits diese wenigen Hinweise lassen Assoziationen zur Elementaren Musikpädagogik (EMP) aufkommen.
Folgende These stellen wir auf: Die EMP stellt ein musikpädagogisches Unterrichtskonzept dar, das den Lehrenden ein breites Handlungsrepertoire zur Verfügung stellt, um Kinder beim Erlernen eines Instruments (nicht nur) in der Grundschule zu unterstützen. Methodisch bedeutsam ist, dass in der EMP ein mit einem universal gültigen Wertmaßstab verbundener Musikbegriff vermieden wird zugunsten eines dynamischen Verständnisses: „In der im Unterricht gemeinsam geführten Auseinandersetzung mit Musikstücken – ihrer körperlichen und emotionalen Wirkung, den Mitteln ihrer Gestaltung, der handwerk­lichen Qualität, der möglichen historischen und aktuellen Sinnhaftigkeit, der jeweils spezifischen ‚Aussage‘, der Art des ‚Abhebens‘ von der Alltagswirklichkeit und damit dem Bezug zum Leben, zur Welt – kann der Schüler entdecken und herausfinden, was ihm persönlich im jeweils konkreten Fall Musik – Kunst – bedeutet.“1 Hieraus ergibt sich, dass in der EMP je nach subjektiver Interpretation alle Klangereignisse unter den Begriff der Musik fallen können.

1 Franz Niermann: „Elementare Kraft in der musikalischen Bildung“, in: ders. (Hg.): Elementare musikalische Bildung. Grundfragen, Praxisreflexionen, Unterrichtsbeispiele, Wien 1997, S. 21.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2009.