Dahlhaus, Bernd

Gemeinsam, gerecht, gebildet?

Von JeKi zu JeKits: ein Programmwechsel mit der Lupe betrachtet, Teil 2

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , Seite 42

Ging es im ersten Teil um die mangelhafte Qualität in der Verständigung unter den am JeKi-Programm Beteiligten,1 werden nun die Prämissen und Wertsetzungen des von der Landesregierung in NRW beschlossenen Nachfolgeprogramms “JeKits” (“Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen”) genauer unter die Lupe genommen. Ausgangspunkt sind die bis dato2 von der JeKi-Stiftung veröffentlichten Informationen zu JeKits und die persönlichen Erfahrungen des Autors als JeKi-Klavier- bzw. Keyboardlehrer.

Das Programm

„Wer glaubt, für einen Erfolg [eines Instrumentalunterrichtsprogramms in der Grundschule] reiche es aus, Instrumentalpädagogen in die Grundschule zu schicken, denkt zu kurz.“3 – Bei JeKits handelt es sich genau wie bei JeKi um einen Strukturrahmen, der primär nach organisatorischen und betriebs­wirtschaftlichen Gesichtspunkten von namentlich nicht bekannten AutorInnen – mit anderen Worten: zentral und exklusiv – entwickelt wurde. Der Strukturrahmen gilt verbindlich für alle an der Teilnahme interessierten Musik- bzw. Grundschulen und weitere außerschulische Kooperationspartner mit dem Argument der Gleichbehandlung. Auf Intervention von Musikschulseite wurde eine mehrjährige Übergangsfrist von JeKi zu JeKits vereinbart, um den teilnehmenden JeKi-Kindern einen vollständigen Durchlauf zu ermöglichen und den durch die Reduzierung von vier JeKi- auf zwei JeKits-Jahren bedingten Stundenwegfall (= Verdiensteinbußen) für die Lehrkräfte auf mehrere Jahre zu verteilen.
In der Programmbeschreibung werden übergeordnete, „zentrale Ziele“4 genannt, für deren Umsetzung aber keine konkreten pädagogisch-didaktischen Konzepte vorliegen. Die Initiatoren gehen davon aus, dass in den übergeordneten Strukturrahmen solche Konzepte nachträglich quasi „modular“ eingebaut werden können und Musikschulen dies auch tun sollen, untermauert mit dem Argument, so sei auch eine individuelle Ausgestaltung des Programms vor Ort möglich. Damit jedoch tragfähige pädagogisch-didak­tische Konzepte vor Ort entwickelt werden können, müssen klare Kriterien benannt sein, woran die Zielerreichung gemessen werden soll. Woran soll konkret erkennbar sein, dass das JeKits-Programm ein „Impuls für die kommunale Bildungslandschaft“ ist und die teilnehmenden Kinder „ästhetisches Handeln in der Gruppe“ erfahren haben? Die Kriterien zu benennen, nach denen ein „Erfolg“ des Programms als eingetreten gelten soll, ist eine bis dato noch offene Aufgabe der JeKits-Initiatoren. Des Weiteren brauchen Musikschulen zur Konzeptentwicklung im Team ausreichende zeitliche bzw. finanzielle Ressourcen. Eine „Koordinationspauschale“, die den Lehrkräften zukünftig gewährt werden soll, ist hier ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung.

1 Bernd Dahlhaus: „Wie über JeKi (nicht) gesprochen wird. Von JeKi zu JeKits: Ein Programmwechsel mit der Lupe betrachtet, Teil 1“, in: üben & musizieren 2/2015, S.34-36, online unter: www.schott-musikpaedagogik.de/ de_DE/material/instrument/um/issues/showarticle,39272.html. Siehe dort auch die Begründung für den Beitrag. Ich beziehe mich auf das JeKi-Programm im Ruhrgebiet.
2 Anfang Februar 2015.
3 Jörg Sommerfeld: Instrumentalunterricht in der Grundschule. Erfolgreich lehren und gestalten, Wiesbaden 2014, S. 239.
4 „Gemeinsames Musizieren und Tanzen“, „Kulturelle Teilhabegerechtigkeit“, „Impuls für die kommunale Bildungslandschaft“, Quelle: www.jekits.de (Stand: 14.2.2015).

Lesen Sie weiter in Ausgabe 3/2015.