Westhoff, Gabriele

Gespenster, Vivaldi und Meer

Musik erleben in Kindergarten, Musik- und Grundschule, Musikpraxis extra Band 3, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Fidula, Boppard 2009
erschienen in: üben & musizieren 2/2010 , Seite 59

Seit vielen Jahren bemüht sich die Zeitschrift Musikpraxis des Fidula-Verlags, Material, Ideen und Stundenbilder für das unmittelbare Unterrichtsgeschehen im elementaren Bereich musikalischer Bildungsinstitutionen bereitzustellen. Auch der dritte Band innerhalb der Reihe „Musikpraxis extra“ widmet sich gezielt Erlebnisstunden mit Kinder unmittelbar ansprechender Thematik.
Gabriele Westhoff ist eine erfahrene und ebenso fantasievolle wie systematisch versierte Pädagogin, die in jeder Hinsicht aus der Praxis für die Praxis schreibt. Man spürt der Darstellung in jeder Zeile an, dass Themen, methodische Wege, Materialempfehlungen und ergänzende Literatur erprobt und offenbar durch die begeisterte Reaktion der Kinder für die Autorin selbst zum Erlebnis geworden sind. Es mag manchen zunächst etwas erschrecken, welche Vielfalt an Handlungsfeldern hier aufgezeigt wird, und vielleicht auch Skepsis wecken, ob denn die Kinder über einen längeren Zeitraum von einem Thema wirklich immer wieder motiviert werden können. Die Autorin hat hierzu eine klare Meinung, wenn sie aus eigener Unterrichtspraxis bestätigt rückschließend formuliert, man gebe so „den Kindern in unserer schnellen, reizüberfluteten Umwelt die Möglichkeit, in ein Thema wirklich einzutauchen, Zeit zu genießen, Kontinuität positiv zu erleben“.
Dies realisiert sie nun anhand von ausführlich geschilderten Unterrichtsszenarien zu folgenden Themen: „Piraten auf großer Fahrt“, „Die vier Elemente“, „Gespenstergeschichten“, „Im großen salzigen Meer“, „Die 4 Jahreszeiten mit Antonio Vivaldi“, „Eintauchen in Händels Wassermusik“, „Im Laden von Meister André“ und „Sternstunden“.
Dass ein musikalisches Erlebnis, wenn es ein bleibendes oder zumindest lange wirkendes sein soll, immer die ganze Palette der sinnlichen „Eingangstore“ kindlicher Wahrnehmung öffnen muss, ist in all diesen Themenkreisen spürbare Prämisse. Bewegung, Tanz, Lauschen, Hören, Darstellen, Singen und Musizieren sind die integrierenden Bestandteile, auf denen sich das musikalische Erlebnis hier lebendig und wahrhaft farbenfroh gestaltet, ohne zum zwanghaften Korsett zu werden – ganz im Gegenteil: Die Autorin macht Mut zum eigenen Weiterspinnen besonders auch von Ideen, die Kinder in die Stunden einbringen. Und gerade dazu braucht es eben Zeit, die man in der Regel nicht hat, wenn man am Gängelband eines vorgefertigten, gar curricular aufgebauten Konzepts hängt. Dass dabei trotzdem Trainingseinheiten (für die Stimme z. B.) nicht zu kurz kommen, zeigt einmal mehr die Ernsthaftigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Verfasserin der kindlichen musikalischen Entwicklung gegenüber.
So kann man diese schönen und anregenden Aufforderungen zum Spiel mit Musik in allen Facetten nur uneingeschränkt empfehlen und hoffen, dass es bald noch „Meer“ davon geben wird.
Thomas Holland-Moritz