Klose, Tobias / Anke Maria Iorio

Girl’s Guitar

Akustik-Gitarre und Gesang, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bosworth, Berlin 2013
erschienen in: üben & musizieren 1/2014 , Seite 55

Anke Maria Iorio und Tobias Klose haben die erste Schule für Akustikgitarre ganz speziell für Mädchen und Frauen auf den Markt gebracht. Warum braucht man das? Weil, so sagen die AutorInnen, Mädchen anders Musik lernen, andere Ziele als Jungs verfolgen, sich schneller ausdrücken und anderen ihre Gefühle mitteilen wollen und Musik als eigene Sprache erleben möchten.
Girl’s Guitar will einen möglichst unbeschwerten Zugang zum Inst­rument aufzeigen und den Mädchen Spaß an Musik und am eigenen Musizieren vermitteln. Das gemeinsame Musikmachen, zum Beispiel in einer Band, sowie das Singen zur Gitarre ist erklärtes Ziel von Iorio und Klose. An junge Menschen, die an Klassik interessiert sind, richtet sich Girl’s Guitar sicher nicht.
Der Einstieg findet behutsam und gründlich statt. Haltung, ­Akkorddiagramme, Tabs werden eingeführt, allerlei Wissenswertes zu Gitarre und Zubehör rundet die Einführung ab. Los geht’s mit ein paar Einzeltönen, schnell treten erste Akkorde (Am, G) und einfache Rhythmusmuster hinzu und schon gibt’s den ersten Song: Lady in Black von Uriah Heep.
Es schließen sich typische Lagerfeuerrhythmen an. Nach und nach kommen neue Akkorde hinzu, an aktuellen und in die Jahre gekommenen Songs von Bobby McFerrin, Leonard Cohen, Adele, Amy Winehouse und vielen anderen lässt sich das Gelernte bestens üben. Im weiteren Verlauf treten verschiedene Takt­arten hinzu, Picking, Powerchords, Reggae-Rhythmen, Pentatonikskalen, Dur/moll-Unterschiede und -Gemeinsamkeiten sowie erste Kadenzen und vieles mehr. Auf Noten verzichten die AutorInnen grundsätzlich, im Buch sind Songtext sowie Akkordsymbole zu finden, wo nötig, werden Tabulaturen verwendet. Dazu gibt es eine CD zum Nachhören und Mitspielen.
Girl’s Guitar will neben dem Gitarrespielen auch Gesangsrüstzeug liefern, um dem Ziel, eigene Songs zu schreiben und zu singen, näher zu kommen. Deshalb flechten Iorio und Klose an sechs Stellen Gesangsmodule ein, die sich mit Themen wie Atem und Körper, Artikulation, Selbstwahrnehmung, Resonanzräumen und Ausdruck im Song befassen.
Die Sprache von Iorio und Klose ist nett, mutmachend, sympathisch, voll Empathie. Eigeninitiative wollen sie fördern. Kein erhobener Zeigefinger droht über den Songs. Sie wollen nicht nur AutorInnen sein, sondern vielmehr den Gitarrenlehrer oder die Gitarrenlehrerin ersetzen. Ob dies wirklich ausreicht, muss jede für sich entscheiden.
Das Konzept von Girl’s Guitar ist stimmig, der Aufbau ist logisch und pädagogisch durchdacht. Leuchtend grüne Überschriften gliedern das Werk und heben das Wesentliche hervor. Die Texte sind fehlerfrei, die Bebilderung bei den Gesangsmodulen sowie der Druck insgesamt sind sehr gut. Iorio und Klose runden ihre Gitarrenschule mit wertvollen Tipps ab zur Gründung einer Band, zum Saitenaufziehen und vielem mehr. Girl’s Guitar macht Freude und motiviert.
Uwe Sandvoß