Hill, Frank

Gitarrespielen – Gitarrenspiele

Neue Fassung mit Zeichnungen von David Marian, Band 1 und 2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Musica Longa Berlin, Berlin 2019
erschienen in: üben & musizieren 4/2020 , Seite 61

Vor über 25 Jahren erschien Frank Hills zweibändiges Gitarrenlehrbuch mit einer neuen, im Grunde revolutionären Idee: Statt mit dem seinerzeit üblichen angelegten Wechselschlag der Finger der rechten Hand zu beginnen, startete er mit angelegtem Daumenanschlag, dem im zweiten Schritt der freie Wechselschlag folgte. Hill begründete dies damals wie heute mit der anatomischen Beschaffenheit der rechten Hand.
Hills innovativer Ansatz hat viele Freunde gefunden – sicher ein Kompliment an den Autor. Nun war es Zeit für eine komplette Neubearbeitung seiner Gitarrenschule, in der sich jede Menge schöner Spielliteratur, die in den zurückliegenden 25 Jahren entstanden ist, findet. Die ersten beiden Bände von Gitarrespielen – Gitarrenspiele liegen nun vor, demnächst folgen vier weitere mit Solowerken und kammermusikalischer Spielliteratur sowie ein eigener Technikband.
Hills GitarrenschülerInnen starten also mit dem angelegten Daumenanschlag der rechten Hand, zuerst in Symbolschrift (Saitennamen unter Volksliedtext). Ihm folgt rasch der freie Anschlag der Finger, abwechselnd mit dem angelegten Daumen, der dann in den Akkordanschlag mündet. Daraus ergeben sich freier und angelegter Anschlag für Daumen und Zupffinger.
Hills Musikauswahl ist sehr abwechslungsreich und bietet eine große stilistische Bandbreite. Es finden sich nette Duos und Kanons, die mit dem Lehrer gemeinsam musiziert werden. Witzig, aber schwierig ist der Muskelmann mit viel Chromatik, Rockig erinnert an Smoke on the Water. Vorläufiger Höhepunkt in der Mitte des ersten Bandes: Der freie Anschlag des Ringfingers tritt hinzu, nun sind alle vier Zupffinger der rechten Hand im Einsatz.
Im zweiten Band geht es mit gleichzeitigem Spiel von angelegtem Daumen und freien Zupffingern weiter. Triolen, Bindungen, ternäre Rhythmen, Lagenwechsel werden eingeführt und es wird ziemlich rasch recht schwer. Sehr schön sind die Tango-Suite sowie die folgenden Titel mit viel Bluesgefühl.
Wie schön, dass Frank Hill keine Fingersätze angibt. Diese können, wo es wichtig erscheint, von SchülerIn und Lehrkraft selbst gefunden und eingetragen werden.
Hill hat alle Altersgruppen im Blick und achtet darauf, dass Spielliteratur und Gesamtaufbau sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen eignen. Besonders gut eignet sich die Schule für Kinder im Primarbereich, für die auch die ansprechenden Bilder gemacht sind. Frank Hills Gitarrenschule lässt mit ihrem Modulcharakter auch die Mischbarkeit einzelner Abschnitte zu. Flankierend bietet Hill Videos an, die den Unterricht unterstützen und bereichern können.
Uwe Sandvoß