Grock
Akkordeonwerke des berühmten Clowns für Solo und Duo neu arrangiert von Andreas Hermeyer und Thomas Svechla, hg. von Thomas Eickhoff, mit eingelegter zweiter Stimme für Duo-Besetzung
Ein Schwarz-Weiß-Porträt auf dem Cover samt Piano-Akkordeon mit glitzerbesprenkeltem zweifachen Hohner-Schriftzug und Tastatur im Perlmutt-Look: So lacht der schweizerische Welt-Clown Charles Adrien Wettach, alias Grock, einem entgegen. Einführung und Kurzbiografie stammen von Thomas Eickhoff bzw. von Grocks Großneffen Raymond Naef. Grocks anfängliche Koketterie mit den Nazis schlug in Flucht vor ihnen um. 1954 steht er letztmalig in Hamburg auf der Bühne. Mit 49 Jahren erst hat Grock bei vielseitigsten instrumentalen Voraussetzungen das Akkordeonspiel begonnen und bald schon in einer Filmproduktion mit Altmeister Hermann Schittenhelm im Duo musiziert.
Vermutlich überschwänglicher Begeisterung geschuldet liest man im Titel wie in den Einleitungstexten von „Akkordeonwerken“ und von einer Handschrift, „die auch Einflüsse großer Komponisten wie Chopin, Verdi und Strauss erkennen lässt“ (welcher Strauss auch immer). Die von den Akkordeonisten Andreas Hermeyer und Thomas Svechla bearbeiteten Stücke aus von Raymond Naef zusammengetragenen Grock-Melodien lassen eher an erfolgreiche Unterhaltungsakkordeonisten wie Will Glahé, mitunter Heinz Munsonius und Albert Vossen denken, an Musik von Joe Rixner oder an den jazzigen Hubert Deuringer.
Der 32-seitige Notenteil beinhaltet vierzehn Nummern auf jeweils zwei oder vier Seiten. Alle Stücke sind in den dreißiger Jahren entstanden, darunter der berühmte Csárdás Beka Roka, Foxtrotts, Konzertwalzer, Java, Step, Paso Doble oder der Walzer Inès (Ehefrau von Grock). Hervorzuheben ist die ausgeprägte Harmonisierung, die links auch oft zwei Akkordknöpfe simultan verlangt, sowie die reichliche Anwendung von Bassdurchgängen. Diese klangliche Ausgestaltung hat auch ihren technischen Anspruch.
Kritik verdienen die unterschiedliche Behandlung der akkordischen Buchstabenbezeichnung des Tones b, der sowohl als solcher wie auch als (englisch) „bb“ vorkommt, die nicht konsequente Behandlung der Bassnoten, die für das Standardbass-Akkordeon in der Regel zwischen E und dis notiert werden, hier aber zum Teil der musikalischen Linie folgen, was ab und an zu Unsicherheiten führt.
Für sieben Stücke aus dem Hauptheft gibt es ein beigefügtes Gebinde für Akkordeon 2, das nur die rechte Hand benötigt und auch sonst überwiegend einfacheren Schwierigkeitsgrades ist. Für AkkordeonistInnen unterschiedlichen Ausbildungsstandes kann dies von Vorteil sein. Wegen des Übens mit einem Duo-Partner wären Taktzahlen zweckmäßig gewesen.
Nicht nur für Standardbass-AkkordeonistInnen, die Grock lieben, sondern auch für jene, die eine Rarität für Unterhaltungsakkordeon der dreißiger Jahre suchen, ist dieses Album eine empfehlenswerte Anschaffung.
Maximilian Schnurrer