Grooves for Strings

Wer häufig bei Violinklassenabenden in einer Musikschule zuhört, weiß, wie ähnlich oft die Literatur klingt. Bei vielen Stücken handelt es sich entweder um pädagogische Literatur von KomponistInnen, die außer Geigenlehrkräften und -schülerInnen niemand kennt oder um virtuose „Sportstücke“. ViolinlehrerInnen sind ständig auf der Suche nach musikalisch anspruchs­voller und trotzdem technisch spielbarer Literatur für ihre SchülerInnen.
Abwechslung zur traditionellen Literatur haben in den vergangenen Jahren Sammlungen mit Fiddlemusik oder Jazzstandards für Violine gebracht. Und jetzt kommt mit Jürgen Bröhls Grooves for Strings eine wunderbare Sammlung dazu. Die Stücke richten sich an fortgeschrittene SchülerInnen der Unterstufe bzw. der Mittelstufe. Sie können sowohl von einer als auch mit zwei Violinen (gleichberechtigte Stimmen) und Klavier gespielt werden.
Die meisten von ihnen liegen gut in der Hand und die Lust an der geigerischen Spielbewegung lässt sich etwa in „Viva-switch“ hervorragend ausleben. Die abwechslungsreichen Stücke sind auf der einen Seite rhythmisch interessant und voller Überraschungen und auf der anderen treffen sie das jugendlich romantische Herz. Der an die Musik von Piazzolla erinnernde ­„Tiny Tango“ ist auf jeden Fall ein Ohrwurm und wird von den SchülerInnen sicher wesentlich öfters als einmal wiederholt. Eigentlich möchte man gar nicht aufhören, ihn zu spielen. Insofern stimmt die Beschreibung des Autors, dass sich die Stücke als Zugaben eignen nur zum Teil: Vielmehr eignen sie sich zum gemeinsamen Genießen und Musizieren von LehrerIn und SchülerIn im Unterricht.
Die Klavierstimme der (meisten) Stücke ist auch von Geigenlehrenden mit „Pflichtfach-Klavier-Niveau“ zu bewältigen. Besonders schön ist die Möglichkeit, sowohl für die Lehrperson als auch besonders für den Schüler oder die Schülerin, die Stücke als Downloads herunterzuladen und anzuhören.
Hoffentlich bringt Jürgen Bröhl bald die nächste Sammlung heraus. In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert, wenn es jeweils auch ein bis zwei leichtere Stimmen zu jedem Arrangement gäbe. Dann könnten AnfängerInnen und Fortgeschrittene zusammen musizieren. Das ist nicht nur lernpsychologisch sinnvoll, sondern auch Alltag in der Musikschule.
Bianka Wüstehube