Guitar Pieces for Trinity College London exams 2016-2019

Initial to Grade 8 [= 9 Hefte] / CDs: Guitar Pieces & Studies [Initial to Grade 5, 2 CDs/Grade 6-8]

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Trinity College, London 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 59

Vom Trinity College London sind soeben die Gitarren-Examenshefte 2016-2019 erschienen. Eingeteilt ist das Leistungsniveau in neun Grades, zunächst Initial, danach Grade 1-8. Das Starter-Level ist nach einem halben Jahr Unterricht zu schaffen, Grade 8 entspricht etwa der Aufnahmeprüfung einer Musikhochschule. Jedes Heft beinhaltet zehn Solostücke und zusätzlich – bis Grade 3 – auch drei Duos, bei denen der Schüler oder die Schülerin die obere Stimme spielen soll (nicht die untere, wie fälschlicher­weise im Vorwort steht).
Die Stücke sind in zwei Gruppen eingeteilt: Die erste umfasst Musik des 16. bis 19. Jahrhunderts, die zweite Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Alle Werke haben Metronomangaben zur Orientierung. Ergänzend sind zehn alternative Stücke aufgelistet, wiede­rum in zwei Gruppen aufgeteilt und mit Hefttiteln und Verlagsangaben versehen. Insgesamt stehen also pro Level zehn Solokompositionen im Notendruck und zehn weitere mit Titelangabe zur Verfügung.
Viele der Werke aus dem 20. und 21. Jahrhundert gehören bei uns nicht zum gängigen Unterrichtsrepertoire, z. B. Stücke von Martin Fogel, Peter Nuttall oder Marc Le Gars in Grade 2. Ergänzend sind auch Stücke für Plektrum-Gitarre erschienen, eben­falls von Initial bis Grade 8, gebündelt in drei Heften.
Die edle Aufmachung der Hefte, die Seitenaufteilung und die ­angemessene Länge der Stücke, die sparsamen Fingersätze und der gut lesbare Notensatz sind bis auf Kleinigkeiten gelungen. Alle Werke sind auf insgesamt drei CDs in angemessenem Tempo eingespielt. Leider steht über den Kompositionen keine Tracknummer und die Tracks auf den CDs zeigen keine Werktitel an.
Mit den neun Levels ist eine Standardisierung der Ausbildung gewährleistet, die man für deutsche Musikschulen übernehmen könnte. Denn die Aufteilung der Leistungsstufen ist so gewählt, dass sich ein halbwegs fleißiger Schüler Jahr für Jahr um exakt ein Level vorarbeiten kann. Prüfungen – man denke an das „Seepferdchen“ beim Schwimmen – machen Kindern Spaß und fordern ihren Ehrgeiz heraus. Wenn sie es dann geschafft haben, eine Urkunde in den Fingern halten und endlich „dazugehören“, sind sie stolz wie Oskar.
Eine z. B. jährlich stattfindende (freiwillige) Musikschulprüfung, orientiert an diesem englischen System und niederschwelliger angesetzt als „Jugend musiziert“, könnte SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften helfen, klar definierte Ziele zu setzen und die eigene Leistung besser einzuordnen. Und bietet motivierendes Potenzial: „Nächstes Jahr versuchen wir Level drei.“ Aber auch derjenige, der keine Lust auf Prüfungen hat, findet in diesen Heften eine schöne Sammlung an technisch fortschreitender, neuer Unterrichtsliteratur.
Jörg Jewanski