Hoffmann, Freia (Hg.)

Handbuch ­Konservatorien

Institutionelle Musikausbildung im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts, 3 Bände

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber, Lilienthal 2021
erschienen in: üben & musizieren 2/2022 , Seite 59

Mit der Gründung von Konservatorien erfolgte im Deutschland des 19. Jahrhunderts eine Professionalisierung und Instutionalisierung der Musikausbildung. Repräsentativ genannt wird hierfür gern die Gründung des Leipziger Konservatoriums durch Mendelssohn im Jahr 1843. Viele der damals gegründeten Institutionen existieren bis heute als Musikhochschulen. Im kulturellen Leben und auch für die Musikgeschichte spielen die Konservatorien eine wichtige Rolle, welche in der Forschung jedoch oft unterschätzt wird. So bilden sie für die Ergründung von Lehrer-Schüler-Verhältnissen, für die Rekonstruktion von Künstlerfreundschaften oder ästhetischen Kontinuitäten wichtige Anhaltspunkte.
Mit dieser dreibändigen Publikation erfahren diese Aspekte nun endlich eine angemessene Würdigung. Zu Beginn erläutert Herausgeberin Freia Hoffmann den historischen Kontext der Konservatoriumsgründungen sowie den Forschungsstand, woraus zugleich das Ziel des Projekts hervorgeht: eine systematische Darstellung der wichtigsten Konservatorien des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Die getroffene Auswahl an Institutionen wird dabei nachvollziehbar und überzeugend dargelegt. Sehr zu begrüßen ist der methodische Ansatz eines Zusammentragens aller verfügbaren Quellen sowie die einheitliche Gliederung der Einzeldarstellungen. So umfassen die Beiträge jeweils Aspekte wie Geschichte, Finanzierung, inhaltliche Aus­gestaltung des Studiums einschließlich Nebenfächern, Konzertaktivitäten und nicht zuletzt Statistiken zu Studierenden sowie namentliche Auflistungen von Lehrenden nebst Kurzbiografien. Der bewusst gewählte einheitliche Aufbau ermöglicht nicht nur eine gute Orientierung, sondern gewährleistet zudem eine leichte Vergleichbarkeit der einzelnen Lehranstalten. Sämt­liche Informationen sind durch den Fußnotenapparat mit Quellen belegt, sodass man bei weiterem Forschungsbedarf auf diese zugreifen kann. Hervorzuheben ist, dass neben Quellen zur Institutionsgeschichte auch Dokumente wie Lehrpläne oder Studienordnungen herangezogen wurden, sodass auch die damalige pädagogische Arbeit anhand von Primärquellen erschlossen wird.
Angesichts der Forschungsleistung fällt es schwer, Kritik zu üben. Dennoch wäre ein Personenregister wünschenswert gewesen. Gerade bei mehreren Wirkungsorten einzelner Konservatoriumslehrer wie z. B. Carl Reinecke, der am Kölner und am Leipziger Konservatorium lehrte, würde man hierdurch noch schneller zu den Wirkungsorten der Personen geleitet werden, um Zusammenhänge herzustellen.
Ungeachtet dessen handelt es sich bei der vorliegenden Publikation um eine markante Bereicherung der Forschungsliteratur, welcher hoher Respekt gebührt und die wichtige Impulse und Grundlagen für weitergehende Studien liefert.
Bernd Wladika