Mayr, Eric

Hexeneinmaleins

für vier Kontrabässe, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Friedrich Hofmeister, Leipzig 2014
erschienen in: üben & musizieren 3/2014 , Seite 57

Die lustige bunte Umschlaggestaltung weist darauf hin, dass diese neue Kontrabassmusik für junge InstrumentalistInnen gedacht ist. Musikschulliteratur also, aus der Praxis für die Praxis. Der 52-jährige Komponist unterrichtet seit 1993 Klavier und Musiktheorie an der Musikschule im schwäbischen Heidenheim und gestaltet dort als Pianist das Kulturleben der Stadt mit.
Der Musik dieser Neuerscheinung zugrunde liegen die Worte, die Goethe der Hexe im Faust I in den Mund gelegt hat: „Du musst verstehn! Aus Eins mach Zehn und Zwei lass gehen. Und Drei mach gleich, so bist du reich. Verlier die Vier! Aus Fünf und Sechs, so sagt die Hex, mach Sieben und Acht, so ist’s vollbracht: und Neun ist Eins, und Zehn ist keins. Das ist das Hexeneinmaleins.“ Im letzten Satz müssen die vier BassistInnen unisono spielen und an markierten Stellen den Text sehr rhythmisch, leise und ziemlich ausdruckslos sprechen, wie bei einer rituellen Beschwörung.
Nicht nur dort, sondern auch in den vier Sätzen zuvor, müssen die SchülerInnen laut Angabe des Komponisten „furchtlos zählen können“. Das heißt, sie müssen rhythmisch recht sicher sein, weil jede der Stimmen ein bewegtes Eigenleben hat, bis eben auf den Unisono-Satz, der auch so seine Klippen hat.
Das Stück beginnt mit einer bewegten „Intrada“ (Allegretto robusto) mit einem Wechsel von Arco- und Pizzikato-Stellen. Auch hier sind zwei Takte im Gleichklang und Gleichschritt notiert. Das Ende läuft ins Leere. Der zweite Satz heißt „Hoquetus“: In diesem Allegro nervoso wechseln die Stimmen Note für Note im raschen Tempo einander ab und ergänzen sich so zu einem Ganzen. Es ist eine expressive Musik mit einem starken rhythmischen Element. Der dritte Satz ist ein „Choral“ im Grave von nur sechzehn Takten. Die Ruhe wird durch Pizzikato-Schläge gestört. Der vierte Satz ist ein „Scherzo“ (un poco presto) im durchgehenden Pizzikato. Der erste Bass beginnt mit einem Solo, die anderen Stimmen fügen sich nach und nach ein. Das Mezzopiano zu Beginn steigert sich zum Schluss zu einem Fortissimo: Das Ende des Satzes bilden drei Takte Pause, die noch zur Musik gehören.
Wie in Goethes Hexenküche geht es in allen Sätzen nicht zu ernst zu: ein kurzer musikalischer Spaß, bestens geeignet für einen Auftritt im Rahmen eines Musikschul-Vorspiels. Die Kontrabass-Klassen warten auf solche Spielmusiken: Das Instrument ist ja nicht nur für die Tiefe in den Schulorchestern da. Für jeden der vier Bassisten gibt es lose beiliegende Stimmen, für die Lehrkraft eine Partitur.
Wolfgang Teubner