Cosacchi, Tomoko

Hören und Spielen 1

Eine Einführung in das Klavierspiel für ganz kleine Kinder (ab 4 Jahren) mit ihren Eltern in der Muttersprachen-Methode

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Musikverlag Bernhard Geiger, Kronach 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 60

Die Unterrichtsmaterialien dieser Klavierschule bestehen aus einem Spielheft mit CD sowie zwei Notenleseheften. Ein erläuterndes Vorwort stellt die Grundgedanken dar: die Mitarbeit der Eltern, tägliches Hören der CD, Spielen nach Gehör, Wiederholen bereits gelernter Stücke, Notenlesen, dem ein klangschöner Anschlag bei lockerem Arm vorausgeht.
Das Spielheft besteht aus bekannten Kinder- und Volksliedern in C-Dur. Es beginnt zunächst einhändig, später wird mit Grundtönen, Dreiklang und Sextakkord sowie gebrochenen Akkorden begleitet. Die CD enthält die Lieder in meist mehreren Tracks, davon eine Variante im Originaltempo (bezeichnet als Singtempo) und eine langsame Version. Die Notenlernhefte gehen Note für Note vor und beginnen im Violinschlüssel.
Der bewährte Ansatz, Kinder in diesem Alter zunächst nach Gehör zu bekannten Kinderliedern zu unterrichten, wird von der Autorin konsequent umgesetzt und durch die CD unterstützt. Ohne Gesang, musikalische Variationen oder interessante Begleitmodelle kann aber die CD ihrem Anliegen, dem Kind die „klangliche musikalische Tiefe“ der Stücke zu erschließen, nicht ganz gerecht werden. Bereichernd sind die begleitenden Ratschläge für die Eltern. Sie weisen auf mögliche Schwierigkeiten hin, animieren zu Lob und Geduld und geben wertvolle Übetipps.
Problematisch scheint, dass die Lieder nicht primär über das ­Singen, sondern über das Hören der CD erarbeitet werden. Schließlich befindet sich eine Vielzahl der Lieder durch die Beschränkung auf die Tonart C-Dur in einer für die Kinderstimme ungünstigen Lage (von c’-g”). Das sollte überdacht werden. Denn dem Gesang kommt in der musikalischen, sprachlichen und emotionalen Entwicklung und Verinnerlichung eines musikalischen Lerngegenstands eine immense Bedeutung zu.
Insgesamt betrachtet ist die vorliegende Konzeption durchdacht und in sich stimmig. Ihrem Anspruch auf muttersprachliches Lernen kann sie aber nicht voll gerecht werden. Kinder sind beim Erlernen ihrer Sprache einer Vielzahl von natürlichen, nicht stereotypen und variierenden Klängen, Dialekten, Sprachrhythmen, ja manchmal sogar mehreren Sprachen ausgesetzt. Sie gehen spielerisch mit Sprache um, unterstützen sie durch Mimik, Gestik und Bewegung und lernen in der lebendigen Interaktion miteinander.
Vor allem in dieser Alterstufe hat es sich daher bewährt, die Prinzipien der Elementaren Musikpädagogik dem künstlerischen Instrumentalunterricht zu Grunde zu legen. Dazu gehören auch das eigene Erfinden und kreative Gestalten, ein körperorientierter Zugang zu rhythmischem Empfinden sowie Offenheit und Vielfalt hinsichtlich der Unterrichtsmethodik, Unterrichtsform und Stilistik. Lehrkräfte, die mit der vorliegenden Schule arbeiten, sollten daher ihr Unterrichtskonzept dahingehend ergänzen.
Sibylle Nowak