Igudesman, Aleksey

Horoscope Preludes

12 leichte bis mittelschwere Stücke für Violine und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , Seite 56

Aleksey Igudesman hat erneut einen Zyklus kleiner Kompositionen mit pädagogischer Ambition veröffentlicht. Nicht erst seit ­seinem Catscratchbook widmet sich der russische Geiger, Komponist, Arrangeur und Dirigent mit Ideenreichtum und Klangsinn den musikalischen Bedürfnissen junger SpielerInnen.
Zwölf kleine Charakterstückchen, die sich als „inneres Programm“ an den Sternzeichen orientieren, sprechen ihre eigene, individu­elle Klangsprache. Igudesman nennt sie „Präludien“ und wählt als Titel Horoscope Preludes. Als Ausdruckstücke spiegeln sie kein eigentliches Programm, sondern bilden einen emotionalen Zugang zu den Wirkungen, die man den Sternzeichen zuspricht. So ansprechend und musikalisch motivierend die Stücke gelungen sind, so sehr muss man sich allerdings gelegentlich doch bemühen, den Zugang zum jewei­ligen Titel bzw. Tierkreiszeichen zu finden.
Die Anforderungen an die SpielerInnen sind laut Cover leicht bis mittelschwer. Dies mag stimmen, was den violintechnischen Anspruch betrifft. Die linke Hand bewegt sich überwiegend in der ersten Lage mit kleinen „Alterationen“ in die halbe und die zweite Lage. Das Klangbild wirkt nie virtuos. Auch bogentechnisch verlangen die Miniaturen den jungen GeigerInnen überwiegend ein klangschönes und dynamisches Détaché- und Legatospiel ab. Ohne intonationssichere chromatische Spielfähigkeit jedoch, ohne die Sicherheit im Spiel auch ungeigerischer Tonarten mit bis zu sechs Versetzungszeichen und ohne schnel­le Lesefähigkeit dichter chromatischer Notation und enharmonischer Verwechslung sind junge GeigerInnen schnell zu überfordern.
Darüber hinaus erfordern sämt­liche Stücke eine hohe rhythmische Sicherheit im synkopierten Spiel und dem Spiel asymmetrischer Rhythmen. Dort, wo die Stimme sich scheinbar fließend oder ruhig in ansprechendem, teilweise unterhaltsamem Duktus bewegt, muss der Spieler zuweilen der durch das Klavier eingebrachten Polymetrik standhalten. Der Part des Klaviers erfordert grundsätzlich eine hohe rhythmische Sicherheit und die Fähigkeit des schnellen Lesens vollgriffiger Akkorde.
Die wiederkehrende Spannung triolischen gegen duolischen Spiels ist ein besonderer Effekt der Stücke. Gelingt dies, können die jungen MusikerInnen mit Spaß am Spiel zur eigenen Freude, aber auch zur Freude der Zuhörer einen funkelnden Sternenzauber entzünden. Eine gute Idee ist es, die Violinstimme in der Hauptausgabe zu drucken und die Klavierstimme beizulegen. Illustriert ist die Ausgabe durch Zeichnungen von Sabina Hasanova.
Die kleinen „Sternzeichen-Inspirationen“ haben das Potenzial, Vorspiel- und  Wettbewerbsprogramme zu bereichern.
Uwe Gäb