Steffen-Wittek, Marianne

Human Nature

Ein Song von Michael Jackson als Grundlage für die ­Musikalisierung und das Erkunden von Instrumenten im Gruppenunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 34

Das individuelle Instrumentallernen hat im Gruppen- und Klassenunter­richt eindeutige Grenzen. Dennoch lassen sich viele Musikerfahrungen und instrumentenspezifische Inhalte in größeren Gruppen vermitteln, sofern dies professionell geschieht. EMP- und Rhythmik­lehrkräfte sind die Fachleute sowohl für die allgemein musikalische als auch die instrumentenspezifische Anleitung von Gruppen, da sie meist auch InstrumentalpädagogInnen sind. Damit das instrumentale Musik­machen in Gruppen gelingt, ist zu empfehlen, dass Rhythmik- und EMP-Lehrkräfte mit den jeweiligen Instrumental­lehr­kräften im Teamteaching zusammenarbeiten.

In der Ausbildung der InstrumentalpädagogInnen wird die Populäre Musik nach wie vor sträflich vernachlässigt. Die Jazz-, Rock- und Popmusik aber bietet eigene Gestaltungs- und Qualitätskriterien, die bei der Einführung von Instrumenten im Gruppenunterricht wirksam werden können.
Durch den plötzlichen Tod von Michael Jackson im Juni 2009 erfuhr die Musik des „King of Pop“ ein stürmisches Revival. Die Generation der 25- bis 40-Jährigen erinnerte sich nostalgisch an die Musik ihrer Kindheit, jüngere Generationen entdeckten Michael Jackson neu. Neben den Fragen zum Star-Kult und der Konkurrenz im Musikbusiness bietet seine Musik viele Anlässe für die Aneignung von Musik-Wissen, musikalischen und bewegungsmäßigen Fertigkeiten. Die Pop-Ballade Human Nature soll als Beispiel für die Verbindung unterschiedlicher Handlungsebenen im bewegungsorientierten und instrumentenspezifischen Musikunterricht mit Gruppen verschiedener Altersstufen dienen. In diesem Beispiel wird das Material des Songs mit der Einführung von Blechblasinstrumenten vernetzt.

Text, Form und Rhythmus

Human Nature wurde von Steve Porcaro1 kom­poniert und auf dem Michael-Jackson-Album Thriller 1983 veröffentlicht. Der Song beinhaltet interessante Gestaltungsmittel Populärer Musik, die sowohl Material für die allgemeine Musikalisierung als auch für instrumentenspezifische Erkundungen und Gestaltungen bieten. Human Nature wurde von vielen Künstlern als Cover-Version interpretiert, u. a. von Miles Davis2 und der Youngblood Brass Band.3 In diesen beiden Versionen stehen die Blasinstrumente im Vordergrund, daher eignen sie sich gut für das Kennenlernen der Instrumentengruppe.
Der Text, geschrieben von John Bettis, handelt von der Sehnsucht nach Zeitvertreib und menschlicher Nähe im nächtlichen Treiben ­einer Großstadt. Sicher passte es gut zum Jackson-Mythos, das geheimnisvoll verklärte Bild des einsamen Superstars, dem es wegen seiner Berühmtheit verwehrt ist, das normale Leben mit anderen zu teilen, mit diesem Song-Text zu beleben. Der Text lässt in seiner Beliebigkeit, wie so viele Popsong-Texte, Jung und Alt, Arm und Reich, Mann und Frau etc. Spielraum für eigene Deutungen.

1 Steve Porcaro war Keyboarder der kalifornischen Band TOTO.
2 Human Nature, interpretiert von Miles Davis auf der CD You’re Under Arrest (1985); Besetzung: Gitarre (John Scofield), Drums (Vince Wilburn Jr.), Synthesizers (Robert Irving III), Bass (Darryl Jones).
3 Human Nature Pt. 2, interpretiert von der Youngblood Brass Band auf der CD center: level: roar (2003); Besetzung: 2 Saxofone, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Sousafon, Percussion.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2011.