Perepelita, Cleopatra Valentina
Ich kann spielen!
Kreative Klavierschule mit Begleit-CD, Improvisieren – Rhythmen, Tasten, Melodien und Begleitungen entdecken, Band 1-3
Das Konzept ist sehr gut: „Erst Klavier spielen, dann Noten lernen“. Die Autorin schreibt im Vorwort: „Ich habe absichtlich hier nicht eine kindgerechte Sprache verwendet, da die jüngeren Anfänger oft noch nicht lesen können und auf Lehrer und Eltern angewiesen sind. Darum lesen Sie bitte den Kindern beim Lernen und Üben vor.“ Außer den Titeln ihrer Kompositionen zeugen Signalbildchen von Einsicht in die Kinderseele: Ein Pinguin steht für die Lehrkraft, ein Teddykopf für das Kind, eine Libelle soll aufwärts, ein fliegender Reiher abwärts auf der Klaviatur anzeigen.
Leider begegnet man Ungereimtheiten und Fehlern: Ein Virginal in Flügelform gibt es nicht (Kapitel 1: Geschichte der Tasteninstrumente), bei der Flügelabbildung ist der Ort für die Hämmer falsch angegeben (Kapitel 2), in Kapitel 3 zeigt ein Foto zur Haltung am Klavier ein Mädchen, das die vagen Anweisungen des Textes nicht erfüllt.
Im vierten Kapitel werden fast alle Praktiken und Anregungen zur Improvisation aus vergangenen Jahrzehnten kurz angesprochen. Kapitel 5 bringt Spielempfehlungen zunächst für die schwarzen Tasten mit ihren Zwillingen und Drillingen, dann auch für die weißen. Kapitel 6 notiert acht Volkslieder im Fünftonraum. Sie sollen von der Lehrkraft bzw. von der CD vorgespielt und vom Kind nachgespielt werden, außerdem sind passende Begleitintervalle aus Vorgaben zu finden. Eine schwierige Aufgabe! Kapitel 7 erklärt die Begriffe Rhythmus, Takt etc. und lässt entsprechende Aufgaben dazu folgen.
Im achten Kapitel dann das Spiel mit Noten. Beim mittleren c geht’s los. Nach und nach sind die angrenzenden Quinträume zu erreichen. Perepelita lässt bei jedem neuen Tonvorrat auf ein Solo mehrere Stücke zu vier Händen folgen mit motivierenden Eigenkompositionen, etwa Boogies oder Bearbeitungen von Volksliedern oder klassischen Werken. Manchmal passieren der Autorin so unglückliche Definitionen wie „Der Abstand von 2 Tönen = Sekunde“, „Der Abstand von 3 Tönen = Terz“.
Über das ganze Heft 1 verteilt gibt es sechs Musikrätsel, die den zuvor vermittelten Stoff abfragen. Am Ende des Hefts wird das Kind zum Komponieren ermuntert. Fünf Seiten stehen bereit mit der Überschrift „Meine Kompositionen“. Vorgegeben sind jeweils 16 Takte Notensystem und der Tonvorrat, ansteigend von einem bis zu neun Tönen.
Die Klavierschule ist mit Spiralbindung versehen und lässt sich vorzüglich blättern. Dies und die deutliche Typografie gestatten ein angenehmes Arbeiten. Für folgende Auflagen braucht der Verlag dringend einen Lektor, der z. B. die fehlende Staccatoforderung bei Das kleine Pony einträgt und die Formulierung „Staccato-Anschlag = kurze, abgehackte Töne“ so nicht stehen lässt. „Staccare“ heißt trennen. Laut Harnoncourt gibt es 100 Arten, staccato zu spielen…
Reinhold Schmidt