Achenbach, Martin
Ich spiel Klavier – was macht ihr?
Klavierschule Band 1, illustriert von Sigrid Herbster
Eine Intention dieser Klavierschule für Kinder ab etwa sechs Jahren ist es, musiktheoretische Begriffe von Anfang an mit einzubeziehen. Die ausführlichen Texte sollen vor allem einen separaten Lehrerkommentar ersetzen und Hilfestellung für Eltern leisten. Nehmen Texte viel Raum ein (hier etwa die Hälfte des Hefts!), muss man an anderer Stelle mit Abstrichen rechnen: So überzeugen die Eigenkompositionen des Autors und ausgewählten Lieder höchstens durch ihren Pragmatismus als klanglich und pianistisch!
Nach der Einführung der Klaviatur folgen Erklärungen zu den Begriffen Metrum, Tempo, Notenwert und Rhythmus; dabei wird auf die körperliche Wahrnehmung und den Sprachrhythmus Bezug genommen. Die pianistischen Anforderungen schreiten zügig fort: Verschiedene Fünftonlagen werden bedient, die sich bis zur Oktavspreizung (rechts) erweitern. Dem Melodiespiel abwechselnder Hände folgt das zweistimmige Spiel, zunächst nicht ganz in Gegenbewegung. Im Tonleiterspiel wird über vier Oktaven mit den Fingern 1-2 bzw. 1-3 der Daumenuntersatz vorbereitet.
Verschiedene Begleitungen gesellen sich zum Melodiespiel der rechten Hand (umgekehrt zu selten!), u. a. Liegetöne, Doppelgriffe (meist Quinten), ostinate Spielfiguren, gebrochene Harmonien. Weiterhin gefordert werden das Spiel auf schwarzen Tasten, das Übergreifen der Hände (links über rechts), Dreiklangsbrechungen mit abwechselnden Händen, polyfones und vierhändiges Spiel und Blattspielübungen. Dies alles wird aber auf wenige Beispiele reduziert, sodass eine Ergänzung unabdingbar wäre. (Der Autor plant neben Band 2 ein Heft mit weiteren Stücken zu Band 1.)
Zwei-, Drei- und Viervierteltakte dominieren, die Tonartenauswahl ist jedoch reichhaltiger. Bei der Notation wird der G-Schlüssel für rechts und der F-Schlüssel für links bevorzugt, wobei sich der Tonraum von a bzw. e’ beginnend rasch erweitert. Wertvoll ist eine Darstellung der „Orientierungstöne“ g, f und c, die nachfolgend im Labyrinth der Töne geübt werden können. Tempobezeichnungen und dynamische Zeichen tauchen leider erst auf den letzten Seiten auf und auch die Unterscheidung der Anschlagsarten legato und staccato erfolgt zu spät; das Portato bleibt unerwähnt. Weiterhin vermisst man eine eindeutigere Darstellung des Gebrauchs des rechten Pedals. Gelungen ist der Anhang, wo mit Hilfe von Fotografien die Funktionsweise des Klaviers anschaulich beschrieben wird.
Diese Klavierschule, deren farbige Illustrationen einfühlsam Bezug auf die Stücke nehmen, sollte eher für etwas ältere Anfänger (ab ca. neun Jahren) verwendet und unbedingt mit Spielliteratur ergänzt werden. Durch die ausführlichen, fundierten Erklärungen der musikalischen Begriffe könnte sie als erstes Nachschlagewerk dienen.
Anna-Elisabeth Wartner