Kroboth-Kolosch, Martina / Michaela Vaught / Bianka Wüstehube

„Ich spiele die ­Sonnenstrahlen!“

Elementares Musizieren mit alten und sehr alten Menschen. Eine Fallstudie des Instituts für Musikpädagogik der Anton Bruckner Privatuniversität durchgeführt im Caritas-­Seniorenwohnhaus St. Anna

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: studio weinberg, Kefermarkt 2020
erschienen in: üben & musizieren 5/2021 , Seite 58

Elementares Musizieren wird als voraussetzungsoffene, ressourcenorientierte Musizierpraxis verstanden, die allen Menschen offensteht. Dennoch ist Elementares Musizieren mit SeniorInnen bis heute keine Selbstverständlichkeit.
Im Studiengang Elementare Musikpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität für Musik, Schauspiel und Tanz in Linz wurde eine Musizierstunde Elementares Musizieren in einem Wohnhaus für SeniorInnen etabliert, damit die Studierenden Praxiserfahrungen mit dieser Zielgruppe sammeln können. Nachdem die Leitgedanken der Musizierpraxis Elementares Musizieren an der Bruckneruniversität überarbeitet worden waren, sollte im Studienjahr 2018/ 19 mit einer qualitativen Studie geprüft werden, inwiefern die Leitgedanken für das Musizieren mit der Gruppe für SeniorInnen adaptiert werden müssen. Ziel war es, die Praxis im Fachbereich Elementare Musikpädagogik für die Zielgruppe von alten und sehr alten Menschen auszudifferenzieren und qualitativ weiterzuentwickeln.
Forschungsmethodisch wurde in der Studie vor allem die teilnehmende Beobachtung genutzt, in deren Rahmen aus verschiedenen Perspektiven Daten gesammelt wurden (Notizen, strukturierte Beobachtungsprotokolle usw.). Anhand eines gemeinsam entwickelten Kategoriensystems kristallisierte das Forschungsteam als Ergebnis schließlich „Aspekte Elementaren Musizierens mit alten und sehr alten Menschen“ heraus, deren inhaltliche Darstellung das Herzstück der Publikation bildet: Gegliedert in fünf Teilbereiche (z. B. Verbundenheit durch sinnliche Wahrnehmung, Sehnsucht nach Kompetenz und künstlerisches Leiten) werden die Besonderheiten des Elementaren Musizierens mit (sehr) alten Menschen beschrieben. Dabei stellen die Autorinnen immer wieder Bezüge zu ihren Beobachtungsdaten her, sodass die Ausführungen gut nachvollziehbar sind.
Ergänzt werden die Studienergebnisse durch weiterführende Überlegungen (z. B. zu sozialer und kultureller Teilhabe), mit denen die Charakteristika sowie die Perspektiven und Herausforderungen eines Musizierangebots in Einrichtungen für SeniorInnen beschrieben werden.
Insgesamt werden Vorgehensweise, Studienergebnisse und Überlegungen leicht verständlich dargestellt. Auch wenn eine qualitative Studie keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Übertragbarkeit erheben kann, bietet die Publikation einen intensiven Einblick in ein Angebot zum Elementaren Musizieren mit SeniorInnen, das aus verschiedenen Perspektiven beobachtet und analysiert wurde und damit als Anregung für die Überprüfung oder den Neuaufbau ähnlicher Angebote dienen kann.
Silvia Müller