Langer, Walter / Martina Schneider

Ich spiele Klavier

Ein Lehrgang für den Anfang

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2012
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 58

Seit vierzig Jahren lädt der Klavierschulklassiker von Walter Langer zum Musizieren ein. Jetzt ist eine von Martina Schneider bearbeitete Neuausgabe erschienen. Die Schule behandelt die elementaren Begriffe des Klavierspiels und führt durch das erste bzw. zweite Lernjahr. Angeboten werden zahlreiche Volks- und Kinderlieder, Übungsstücke und als Fingertraining bezeichnete Übe-Modelle.
Manche Lieder treten mehrfach auf: transponiert, mit verschiedenen Begleitungen oder mit der Melodie in der linken Hand – ein gute Idee, die in der Neuausgabe noch ausgebaut worden ist. Die Schule beschränkt sich lange auf den Fünftonraum, erst gegen Ende wird er (mit dem Stück „Fünf Finger – sechs Töne“) erweitert. Damit werden auch Lagenwechsel und Daumenuntersatz eingeführt. Es folgen Lieder und Übungen, die schrittweise die ganze Tonleiter erschließen.
Die Einführung der Vorzeichen geschieht mit großer Vorsicht. In den Stücken, die offensichtlich in D-Dur stehen und nur den Fünftonraum von d bis a bespielen, steht ein Kreuz direkt vor dem f. Im nächsten Schritt wird dieses eine Vorzeichen an seinen Platz am Zeilenanfang verlegt. Doch plötzlich stehen dort zwei! Falls die AutorInnen es den Kindern damit „leichter machen“ wollten, kann man es doch nicht verhindern, dass irgendwann die Frage kommt: Warum stehen denn hier zwei Vorzeichen, in der Melodie kommt doch gar kein cis vor?
Alle Übungsstücke in der Neuausgabe haben redende Überschriften, viele davon werden die Kinder anregen, sich zwischen Sprache und Musik zu orientieren: „Zwei, zwei, zwei, zwei“ zum Beispiel, „Achtung, Falle!“ oder „Fast wie im Spiegel“. Auch „Verschwundene Töne“ ist eine gelungene Überschrift für das, was folgt: 16 Takte insgesamt, die ersten acht werden wiederholt, dabei werden mehrere Noten durch Pausen ersetzt. Die SchülerInnen lernen, diese Pausen gedanklich mit den Tönen zu füllen, die zuvor erklungen sind. „Schaukelboot“ oder „Gleiten und hüpfen“ wiederum können die Aufmerksamkeit auf den musikalischen Ausdruck und auf die Koordination der Bewegungen lenken. Diese hübschen Titel sind eine erfrischende Erfindung von Martina Schneider.
Es ist schade, dass solche die musikalische Vorstellung öffnenden Ideen mit dem überholten Konzept des „Fingertrainings“ gekoppelt werden. Den allerersten Anfang muss dabei der Daumen machen. (Meiner Erfahrung nach sind aber die mittleren Finger beim Spüren und Greifen der Tasten dem Daumen überlegen.) Dass Hand oder Arm beim Klavierspiel vom allerersten Anfang an eine wichtige Rolle spielen, kommt nicht vor.
Welchen klavierpädagogischen Sinn das nette Äffchen hat, das in der Neuausgabe herumturnt, hat sich mir nicht erschlossen. Dagegen versteht man sofort, dass neue Begriffe und Notenbilder immer grün unterlegt werden. Aber soll man den Kindern tatsächlich den Spaß nehmen, Neu­es selbst zu entdecken und bunt anzustreichen?
Marija Moßburger