Haas, Elisabeth / Wolfgang Heißler / Martina Schneider

Ich wollt’, ich wär’ ein Halbtonschritt

Musik erleben, beschreiben, verstehen, Lehrerheft und Schülerheft und 2 CDs/Schülerheft einzeln

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2010
erschienen in: üben & musizieren 6/2010 , Seite 61

Ob Musikkunde an Musikschulen überhaupt als Ergänzungsfach angeboten werden sollte oder ob die musiktheoretischen Inhalte nicht besser im Instrumental- und Gesangsunterricht selbst vermittelt werden könnten, wird schon seit Langem diskutiert. Ein Instrumentalunterricht, in dem sämtliche musikkundliche Inhalte in ein ergänzendes Fach ausgelagert werden, ist nicht vorstellbar. Die Frage aber ist, ob es für Instrumentallehrende leistbar ist, alle Inhalte auf hohem Niveau und kontinuierlich zu unterrichten.
Das übersichtlich und ansprechend gestaltete Lehrwerk ist für einen den Instrumentalunterricht ergänzenden Musikkundeunterricht in Gruppen gedacht. Das auf ca. ein Jahr angelegte Curriculum, dem ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde liegt, kann aber auch für das Klassenmusizieren oder im Musikunterricht einer allgemein bildenden Schule eingesetzt werden.
Die Inhalte des Lehrwerks sind in zwei Hauptstränge gegliedert: Tondauer und Tonhöhe. Die einzelnen Themen dieser Hauptstränge sind jeweils aufbauend konzipiert, können und sollen aber von der Lehrkraft, den Bedürfnissen der SchülerInnen entsprechend, beliebig kombiniert werden.
Durch jedes Thema führt ein so genannter gelber Faden mit inhaltlich aufeinander abgestimmten Schritten. Zusätzlich werden bei jedem Thema zahlreiche, inhaltlich vielfältige, ergänzende Aufgabenstellungen angeboten. Besonderer Wert wird darauf gelegt, das jeweils eigene Instrument der SchülerInnen in den Unterricht mit einzubeziehen, sowie auf die Aktionsformen Singen, Hören, Rhythmussprache und Bewegung. Das Erleben und anschließende Erkennen musikalischer Phänomene ist Basis für die Verschriftlichung derselben. Dabei wird der Fokus stets auf die musikalischen Phänomene selbst gelenkt, es entsteht keine stoffliche Überfülle.
Es ist ein Vergnügen, die Hörbeispiele der beiliegenden CDs zu hören, da sie von höchster Qualität und überzeugend geschnitten sind. Eine größere musikalische Vielfalt der Hörbeispiele hätte dem Curriculum allerdings gut getan. Zusätzlich ist das gesamte Werk etwas klavierlastig, was daran liegen mag, dass alle drei AutorInnen PianistInnen sind. Da das Unterrichtswerk in sich selbst flexibel und ergänzend angelegt ist, stellt es jedoch kein Problem dar, das Werk durch eigene ausgesuchte Lieder und Musikbeispiele zu ergänzen.
Auch die Kopiervorlagen und Notenbeispiele auf der beiliegenden CD (zum Ausdrucken gedacht) sind überzeugend gestaltet. Genauso wie das Schülerheft: Dort gibt es keine „kindische“ Anbiederung durch Comics oder Sprüche. Dieses Buch, das als Arbeitsheft für die SchülerInnen gedacht ist, wirkt durch seine Konzentration auf das Wesentliche.
Dieses Werk stellt eine große Bereicherung für den Musikkundeunterricht dar. Die AutorInnen bieten mit diesem Konzept den Lehrenden viele Ideen, um Musikkunde vom reinen Tafel- und Kreideunterricht zu einem erlebnisorientierten Unterricht werden zu lassen. Aber nicht nur für den Musikkundeunterricht, sondern auch für den Instrumentalunterricht eignen sich diese Materialien: Jeder Instrumentallehrende könnte zu diesem Werk greifen, um bei etwaigen Fragen der SchülerInnen zu musikalischen Phänomenen, Übungen, Spiele und Erklärungen für deren Vermittlung zu finden. Alle Lehrenden werden erleichtert sein, wenn ihre SchülerInnen die manchmal doch sehr komplexen musiktheoretischen Zusammenhänge durch das eigene Tun nachhaltig verstehen lernen.
Bianka Wüstehube