Akimenko, Théodore (Fedir)
Idylle op. 14
für Flöte und Klavier, hg. von Anton Kushnir und Maria Pukhlianko
Der russisch-ukrainische Komponist und Pianist Théodore Akimenko, auch Fedir Yakymenko (1876-1945) war Zeitgenosse Glasunows und Gretschaninows, mit deren Musik die seine viel gemeinsam hat. Er wurde in der Nähe von Charkiw geboren, im zaristischen Russland, und wuchs dort sowohl mit der russischen als auch mit der ukrainischen Kultur und Sprache auf. Schon im Alter von zehn Jahren ging er nach St. Petersburg und lernte vor allem bei Balakirew, der seine Begabung erkannte, und Rimsky-Korsakow. Bei beiden studierte er später auch am Konservatorium.
Er wirkte als Lehrer lange Jahre vor allem in St. Petersburg, außerdem hatte er Lehrstühle in Tiflis, Prag, Nizza und Paris inne. Am Sankt Petersburger Konservatorium wurde er Strawinskys erster Kompositionslehrer. 1924 emigrierte er nach Prag und siedelte 1929 nach Paris um.
Akimenko schuf etliche Kammermusikwerke, die man in einem Konzert um das hier zu besprechende Stück gruppieren könnte. Für Flöte und Klavier z. B. L’improvisateur villageois, das vor drei Jahren in der Nationalbibliothek in Paris entdeckt und anschließend veröffentlicht wurde. Ebenso gibt es viele Kompositionen für Geige und Klavier, die man mühelos auf die Flöte übertragen kann.
Bei der Idylle op. 14 für Flöte und Klavier handelt es sich um ein 1902 komponiertes und veröffentlichtes Werk der Romantik, gut fünf Minuten lang – eine einsätzige Miniatur in F-Dur. Bei YouTube gibt es nicht nur mehrere Aufnahmen davon, sondern auch einen Backing Track, das heißt die Klavierbegleitung alleine zum Mitspielen. Diese Zusatzmaterialien sind auch für SchülerInnen sehr geeignet und wertvoll. Für beide InstrumentalistInnen ist die Komposition mittelschwer, höchster Ton b”’ in der Flöte, im Mittelteil viele Vorzeichenwechsel. Die Neuausgabe ist, wie zu erwarten, schön klar gedruckt, genau ediert und mit einem kurzen Vorwort auf Englisch und Deutsch versehen.
Die Miniatur beginnt mit einem Selbstgespräch der Flöte, „Pastorale“ überschrieben, eine friedliche Hirtenmusik. Zu zweit folgt nun ein ruhiges, romantisch schwelgendes Andante, das zu einem Animato-Mittelteil mit lustig springenden, graziösen Triolen führt, dann aber zum zunächst fast wörtlich wiederholten Andante zurückkehrt. Dieses ist wieder lyrisch, wie für eine Idylle typisch.
Es klingt hier bei Akimenko nicht nationalromantisch oder für unsere Ohren exotisch, sondern wie die europäische Musik der Zeit. Zur Zeit der Komposition der Idylle lebte er noch in Russland, damals als Direktor des heutigen Konservatoriums in Tiflis. Erst nach der Emigration aus St. Petersburg griff er in seinen Werken häufig ukrainische Volksmusik auf.
Diese gute Neuausgabe wird dazu beitragen, dass dieses stimmungsvolle Salonstück aus der Belle Epoque für Unterricht und Konzert wiederentdeckt wird. So bleibt Akimenkos meisterhafte, liebenswerte Musik lebendig.
Barbara Rosnitschek