Busch, Barbara / Silvia Müller
Im Kita-Alltag singen
Konzeption der Fortbildung "PrimacantaKita" für pädagogische Fachkräfte, im Auftrag von und in Zusammenarbeit mit der Crespo Foundation
Eltern singen aus verschiedensten Gründen nicht mehr so häufig mit ihren Kindern. Sie gehen arbeiten, während das Kind fremdbetreut ist, und können so nicht mehr selbst dem Kind den Weg zur Musik eröffnen. Oder sie haben in ihrem biografischen Werdegang selbst den Zugang zur Musik verloren.
Auf diese Situation möchte die Fortbildung „PrimacantaKita“ reagieren. Sie hat zum Ziel, musikbezogene Aktivitäten dauerhaft in den Kita-Alltag zu integrieren und pädagogische Fachkräfte dafür zu qualifizieren. Die Erzieherinnen werden angeleitet, mit Kindern zu singen sowie Bewegung zur Musik und elementares Instrumentalspiel anzuregen. So soll den Kindern bereits vor dem Schulkindalter eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Musik ermöglicht werden.
Die Fortbildung umfasst zehn Tage und ist über einen Zeitraum von zwei Jahren angelegt. Im vorliegenden Buch beschreiben die Autorinnen detailliert, wie die Fortbildung konzipiert ist. Sie notieren Begründungen zur Entstehung aus Perspektive der Kinder, der Teilnehmer und der Kitas. Und sie informieren über die Struktur der Fortbildung, die Ziele, Zielgruppe und Auswahlverfahren sowie die Fortbildungsinhalte. Zum Schluss listen sie im Detail die verschiedenen Aufgabenbereiche der Teilnehmer, Fortbildner oder Kooperationspartner auf.
Spätestens hier wird klar, dass dieses Buch eine Art Vorlage sein soll, nach der diese Fortbildung vielfach durchgeführt werden kann. Fraglich ist jedoch, wer hierfür die Zielgruppe sein soll. Schließlich muss sich zunächst stets ein Initiator finden, der die Gesamtleitung übernimmt. Zudem wird nicht klar, wieso das Buch veröffentlicht wird, bevor die Konzeption der Fortbildung als Ganzes beleuchtet werden kann und gegebenenfalls Mängel behoben werden können. Immerhin läuft die Pilotphase noch bis Juli 2016 in Frankfurt am Main.
Was überhaupt nicht einleuchtet, ist die Gestaltung der sogenannten Zertifizierung. Diese besteht aus zwei Prüfungsleistungen. Die eine ist ein Portfolio, das inhaltlich acht Kategorien abdecken soll wie etwa Liedeinführung, Stimmbildungsgeschichte oder „Reflexion über das Musikheft der Kinder“. Die zweite Prüfungsleistung gestaltet sich als Kolloquium. Hier soll der Prüfling sein Portfolio präsentieren sowie seine „persönliche fachliche Entwicklung“ im Rahmen der Fortbildung reflektieren. Gegenstand des Kolloquiums sind keinerlei musikpraktischen Inhalte. Weder wird abgeprüft, ob der Teilnehmer einen Notentext selbstständig erschließen kann, noch, ob er überhaupt dazu in der Lage ist, eine Passage in einer für Kinder angemessenen Tonhöhe zu singen.
Eine Fortbildung wie diese ist aus den dargestellten Gründen wichtig und notwendig. Aber ob sie in der vorliegenden Gestalt sinnvoll und haltbar ist, muss sich zeigen.
Patricia Tafel