Schlimp, Karen / Peter Jarchow
Impro-Mosaik
Das verrückte Klappbuch mit unbegrenzten Ideen zum Improvisieren allein oder in der Gruppe
Impro-Mosaik ist ein kleines Buch mit Improvisationsideen, das es in sich hat. Es passt in jede Tasche, besteht aus fünf Sammlungen kleiner „Ereigniskarten“, die so geheftet sind, dass sie in jeder erdenklichen Weise miteinander kombiniert werden können. Sie sind in fünf Kategorien gegliedert: eine Reihe Startkarten, zwei Reihen Fortsetzungskarten, eine instrumentenspezifische Kategorie und eine „Ziel“ genannte Kategorie. Man kann nun eine Karte aufschlagen, z. B. die Startkarte „Spiele eine aufsteigende Linie“. Sie kann ergänzt werden durch die Fortsetzungskarte „Lockere mit Staccatotönen auf“; eine weitere Fortsetzungskarte, aufgeschlagen in der dritten Reihe, fügt z. B. die Anweisung „Bringe grosse Intervalle ins Spiel“ hinzu. Diese drei Vorschläge können ergänzt werden durch die instrumentenspezifische Karte für Streicher „Nutz verschiedene Strichstellen“. Als Ziel wird „Spiele drei Stücke: sehr rasch – noch schneller – Langsam, leise, zart“ vorgeschlagen. Unschwer ist zu erkennen, dass sich daraus ein Materialfundus fürs Improvisieren ergibt. Er kann sukzessiv genutzt werden, indem die SpielerInnen sich zunächst mit kleinen Stücken mit aufsteigenden Linien beschäftigen, dann diese mit Staccatotönen ergänzen und später mit Intervallen erweitern. Jedes der dadurch entstehenden Improvisationsstückchen soll nicht bloß Übung auf dem Weg zu einer „richtigen“ Improvisation sein, sondern „als in sich selbst geschlossenes funktionierendes Kunstwerk“ gelten. Die Fortsetzungsvorschläge bringen die Fantasie in Gang, die sich an einer bloßen aufsteigenden Linie nicht sehr entzündet, und die Anweisung für Streicher bringt farbige Klänge ins Spiel. Die Zielkarte regt zu großformalen Zusammenhängen an: drei Stücke (mit allen Möglichkeiten der anderen Karten) in jeweils verschiedenen Tempi.
SchülerInnen werden mit großem Interesse das Buch aufschlagen und sich Kombinationen von Spielanweisungen selbst zusammenstellen. Ein Probenleiter oder eine Instrumentallehrerin können eine Kombination für die jeweilige Stunde nach Einschätzung der Möglichkeiten der MitspielerInnen vorbereiten. Aber auch aleatorische Verfahren sind denkbar, dabei kommen aber manchmal auch fast unspielbare Kombinationen zusammen, die nur von fortgeschrittenen ImprovisatorInnen bewältigt werden.
Die vorgeschlagenen Ideen basieren auf elementarem Material, das in verschiedene Stile münden kann, und auf einer Aufspaltung musikalischer Parameter in neu zu kombinierendes Material. Es ist ein Büchlein für den instrumentalen Einzel- und Gruppenunterricht. Wie dieses Buch für Ensembles zu nutzen ist, bleibt ein wenig offen. Es bietet Anregungspotenzial für Anfänger wie Fortgeschrittene und ermuntert zur Eigeninitiative.
Reinhard Gagel