Martini, Ulrich

In allen Dingen steckt Musik

Spiele mit klingenden Mate­rialien und selbst gebauten Instrumenten. Ideen und Anleitungen für die pädagogische und geragogische Arbeit

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Waxmann, Münster 2017
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , Seite 48

Die Besonderheit im Umgang mit Selbstbauinstrumenten liegt in der direkten Zusammenführung von mehr oder weniger komplexem Instrumentenbau und daraus entwickelter vielseitiger, oft experimenteller musikalischer Ge­staltung. Damit werden gleichzeitig Grunderfahrungen im Bereich der Akustik und handwerklicher Tätigkeiten vermittelt und gemeinsames Musizieren angeregt, was wiederum zu einem grundlegenden Verständnis musikalischer Zusammenhänge bei­trägt. Je nach Baumaterial und Instrument werden Erfahrungen mit Geräuschen, verschiedenen Klangfarben, Zufallsstimmungen, aber auch mit exakt gestimmten Tönen vermittelt, wodurch sich der gewohnte Klangraum und die allgemeine Vorstellung von Musik erheblich erweitern können.
Das vorliegende „Werkbuch“ ist für die Elementare Musikpraxis mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit psychisch kranken Menschen oder Seniorengruppen gedacht. Wie schon Ulrich Martinis mittlerweile vergriffener Klassiker Musikinstrumente – erfinden, bauen, spielen zeichnet sich auch seine neue Veröffentlichung durch beeindruckend kla­re, anregende und auf den Punkt gebrachte Bildsprache (die Illustrationen wurden vom Autor selbst angefertigt) und Fotografien einerseits und einfach nachvollziehbare Bauanleitungen andererseits aus. Darüber hinaus enthält es eine Fülle von inspirierenden Musiziervorschlägen. Alleine schon das Durchblättern motiviert zum Nachbauen von Instrumenten, Explorieren von Klängen und Weiterentwickeln der Musiziervorschläge, die teils in Form von schriftlich festgehaltenen Spielanleitungen, teils in grafischen Partituren und teils in handschriftlicher, traditioneller Notation vorgestellt werden. Die­ses Buch ist mit Detailfreude und Liebe, in Handarbeit und mit viel persönlichem Aufwand gestaltet worden – und genau das macht es zu einem Schmuckstück der besonderen Art.
Auch die Struktur des Buchs ist logisch und nachvollziehbar. Im ersten Teil wird der Zusammenhang von Instrumentenbau und Musik dargestellt, wobei der Weg von Geräuschen, Tönen und Klängen aus Natur und Umwelt zu klingenden Grundmaterialien führt, aus denen dann im zweiten Teil komplexere Instrumente entstehen. Diese Unterscheidung von klingenden Grundmaterialien und daraus entwickelten Inst­rumenten ist sehr gut gelungen, da daraus vielfältige Anregungen für unaufwändiges, auch ohne handwerkliche Tätigkeiten mögliches Musizieren hervorgehen. Teil 2 bildet den Kern des Buchs und ist nach Instrumentenarten (Selbstklinger, Blasinst­rumente, Trommelinstrumente und Saiteninstrumente) gegliedert. Hier zeigt sich die Fachkompetenz des Autors in allen Facetten. Im dritten Teil werden dann noch Beispiele und Projekte vorgestellt, wie die Selbstbauinstrumente auch in größeren thematischen Zusammenhängen verwendet werden können. Prädikat „empfehlenswert“!
Rainer Kotzian