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Ametsbichler, Stephan

Informieren – Illustrieren – Interagieren

Tipps für eine gute Konzertmoderation

Rubrik: Kommunikation
erschienen in: üben & musizieren 1/2025 , Seite 44

„Bei den Profis sieht das immer so locker aus, kommt ganz spontan, cool und easy rüber. Das kann doch gar nicht so schwer sein, oder?“ Dieser Beitrag gibt Tipps, worauf bei einer guten Moderation zu achten ist und wie man sie für das nächs­te Klassenvorspiel vorbereiten kann.

Wer sich bei einer Moderation schon einmal selbst kritisch zugehört hat, musste wahrscheinlich feststellen, dass es nicht ganz so einfach ist und auch nicht so selbstverständlich, immer mit den richtigen Worten in der passenden Anmutung anzukommen. Ja, auch beim Moderieren braucht es Übung, Routine, Begabung, ein paar Tricks und eine Reihe ganz allgemeiner Grundkenntnisse. Man muss es wollen und Freude daran haben, sich vor einem Publikum zu präsentieren. Insofern ist es beim Moderieren nicht anders als beim Musizieren. Da wie dort stellt sich die individuelle Frage, wie Kenntnisse erworben werden, wie man Routine gewinnt und die eigene Moderationsbegabung gefördert werden kann.

Worte – warum überhaupt?

Es ist wichtig, sich bei jeder Veranstaltung zuallererst die Frage zu stellen, warum ich sie überhaupt mit Worten begleiten soll, und wenn ja, mit welchen. Schließlich gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen, Konzerten und Opernaufführungen, die in den meisten Fällen ganz ohne Moderation auskommen. Alles Wesentliche steht in einem Programmheft oder Festbuch. Aber dazu muss es auch eines geben. Es muss umfassend und informativ sein, gelesen und verstanden werden. Wo diese Voraussetzungen nicht vorhanden sind, braucht es den Moderator im ursprünglichsten Sinne des Wortes als Vermittler zwischen einem Thema, einem Gegenstand und einem Pub­likum, einer Zuhörerschaft.
Um als Moderator möglichst ins Schwarze zu treffen, müssen wir uns jedes Mal wieder aufs Neue mit einigen Fragen auseinandersetzen:
– Mit welcher Art von Veranstaltung habe ich es zu tun? Wo befinde ich mich? In einem Konzert, bei einem Wettbewerb, einer (Vereins-)Versammlung oder einer Podiumsdiskussion?
– Handelt es sich bei einem Konzert um ein Saalkonzert oder ein Open-Air-Event, um ein Kirchenkonzert oder einen „Bunten Abend“ im Bierzelt?
– Welche Zuhörerschaft habe ich vor mir? Wie setzt sich mein Publikum zusammen? Besteht es aus Kennern, aus Insidern oder aus eher kultur- und bildungsferneren Schichten, aus eingefleischten Fans oder einem Zufallspublikum, aus interessierten Konzertbesuchern oder aus Schülern und deren Eltern?
– Welche Erwartungshaltungen leiten sich daraus ab? Und bin ich dafür auch der Richtige?
Immer wieder müssen wir erleben, dass sich Moderatorinnen und Moderatoren mit eben diesen Fragen viel zu wenig oder gar nicht beschäftigt haben und dann merkwürdig deplatziert wirken. Wem nützt der Unterhaltungskünstler mit Promi-Faktor, wenn er nicht in der Lage ist, dann Kompetenz auszustrahlen, wenn diese vom Pub­likum erwartet wird? Und wem nützt andererseits die fachliche Koryphäe, wenn diese ihr Fachwissen nicht anschaulich und allgemein verständlich vermitteln kann? Jenseits aller Lust und Begabung hängt die Qualität einer Moderation also vor allem von einer gründlichen Vorbereitung ab.

Recherche – aber wie?

Grundsätzlich dient Recherche zunächst dazu, unser Grundwissen zu vertiefen und zu erweitern. Zudem ermöglicht ein zunehmendes Wissensrepertoire auch sachlich richtige Verknüpfungen von Inhalten, ermöglicht Bewertungen und Rückschlüsse und erlaubt uns die kritische Bewertung von Quellen und deren Informationen und Meinungen. Insofern sollte Recherche nicht zu eng gefasst sein. Sie darf sich auch auf Randthemen erstrecken und in benachbarten Themengebieten umherstreifen. So erschließt sich beispielsweise die Biografie eines Komponisten und die Entstehungsgeschichte eines Werks nicht allein aus der Lebensbeschreibung im engeren Sinne. Dazu leistet auch die Kenntnis der politischen und gesellschaftlichen Zeitumstände einen wertvollen Beitrag. Dann leuchtet uns z. B. viel eher ein, wann, warum und wo Haydn, Beethoven oder Berlioz als „Pat­rioten“ auftauchen. Zudem lesen wir dabei nicht nur Geschichte, sondern auch Geschichten. Und gerade um die Geschichten geht es doch. Wir wollen ja viel weniger Geschichte dozieren, als vielmehr Geschichten erzählen.
Verführerisch sind die unglaublich vielfältigen Möglichkeiten der Recherche im Internet. Vieles ist aktueller und unmittel­barer in Erfahrung zu bringen als aus den guten alten Lexika oder Monografien über Komponisten und Werke etc. Nach Möglichkeit sollten dabei zu einem Thema aber jeweils wenigstens drei unabhängige Quellen herangezogen und auf Plausibilität und Wahrheitsgehalt geprüft werden. Außerdem wird man, wenn es um Tiefgang geht, nicht auf gedruckte Literatur verzichten können. Und wo Bibliotheken keine Ausleihexemplare oder Digitalisate anbieten oder zu weit entfernt sind, gehört es zu unserem Handwerkszeug, uns entsprechend auszurüsten. Dazu muss man bisweilen etwas tiefer in die Tasche greifen, kann aber oft genug auch Antiquariate heranziehen. Generell lassen sich vor allem auch aus Partiturvorworten, Werkverzeichnissen, Gesamtausgaben und durch persönliche Interviews oder Mail-Anfragen Wissenslücken erfolgreich schließen.

Drehbücher – was läuft ­eigentlich ab?

Bevor wir aus unserem Recherchematerial Moderationsinhalte generieren, sollten wir eine klare Programmdramaturgie und den klaren Ablauf einer Veranstaltung vor Augen haben. Auch hier gilt es, einige wesentliche Fragen zu beantworten:
– Bin ich der Einzige, der spricht? Habe ich auch die Begrüßung und sämtliche relevanten Ansagen und Hinweise zu übernehmen? Was muss außerhalb der eigentlichen Moderation noch übermittelt werden? Ist möglicherweise auch eine Doppelmoderation sinnvoll?
– Wenn außer mir noch andere etwas zu sagen haben, was sagen diejenigen und wie viel? Inhalte sollen sich nicht überschneiden, der Wortanteil einer Veranstaltung auch bei Festakten etc. nicht unverhältnismäßig hoch sein.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2025.