Vaterl, Irina
Insieme! Im Zeichen des Gemeinsamen
Lernende und Lehrende im gemeinsamen Ensemble am Johann-Joseph-Fux Konservatorium Graz
Den eigenen Instrumentalpädagogen oder die eigene Instrumentalpädagogin abseits der Unterrichtsstunde als KünstlerIn kennenlernen und erleben? Als SchülerIn an der Seite von Lehrenden musizieren? Auf Augenhöhe gemeinsam Interpretationen erarbeiten und Werke auf die Bühne bringen? Ein buntes und abwechslungsreiches Programm zusammenstellen und mit einer vielseitigen Moderation durch das Konzert führen?
Genau das war das Anliegen des Konzertprojekts „Insieme!“, das im Juni 2021 am Johann-Joseph-Fux Konservatorium in Graz zur Aufführung gebracht wurde. An einigen Musikhochschulen und bei vielen Festivals ist es gang und gäbe, dass Studierende in Ensembles an der Seite von ProfessorInnen auftreten. Solche Erlebnisse gemeinsamen Musizierens prägen Studierende auf vielfältige Weise. Einerseits können sie mit Druck und Stress verbunden sein, denn im richtigen Moment möchte und sollte man die bestmögliche Leistung bringen. Andererseits können genau dieser Druck und Stress in der inspirierenden, kreativen und entspannten Probenarbeit mit den Profis genommen werden.
Doch ist die Umsetzung einer solchen Konzertinitiative mit Kindern und Jugendlichen ebenfalls möglich? Kinder und Jugendliche, denen die Musik zwar wichtig ist, aber deren Leben sich nicht nur um die Kunst dreht? Die zur Schule gehen, deren Tage eng durchgeplant sind und die auch davon abhängig sind, ob die Eltern sie zu den zahlreichen zusätzlichen Proben bringen und abholen können?
„Insieme!“ wurde daher weiterentwickelt zu einem umfangreichen, klassenübergreifenden Konzertprojekt, bei dem SchülerInnen im Alter zwischen elf und 23 Jahren gemeinsam mit Instrumentallehrenden in verschiedenen Kammermusikformationen auf der Bühne standen. Für den musikalischen Nachwuchs des Konservatoriums war es das erste Projekt, in dem sie nicht bloß von ihren Lehrpersonen – gewissermaßen „von oben herab“ – unterrichtet oder gecoacht wurden. Vielmehr wurden sie Seite an Seite mit den Lehrenden als gleichberechtigte KammermusikpartnerInnen aktiv in das Mitgestalten und Mitentscheiden einbezogen.
Das Entdecken von neuem Repertoire und eine abwechslungsreiche Auswahl von Kammermusik mit nicht-traditioneller Besetzung spielte eine wichtige Rolle. So stand etwa das Trio für Flöte, Violine und Klavier von Mel Bonis auf dem Programm. Mit Trios von Nino Rota, Carl Maria von Weber und Dmitri Shostakovich wurde das Konzertprogramm vervollständigt. In jedem Satz der Trios musizierten zwei NachwuchsmusikerInnen an der Seite eines Lehrenden. Für die jungen MusikerInnen war es spannend, unbekanntere Werke in das Repertoire aufzunehmen, was wiederum zur musikhistorischen Auseinandersetzung mit KünstlerInnen und ihrer Musik führte. Für das Konzert, in dem die jungen MusikerInnen einen Großteil der Moderation selbst übernahmen, wurde die Präsentation in einem Workshop gemeinsam erarbeitet.
Doch nun zur wichtigsten Frage: Wie nahmen die jungen MusikerInnen das innovative Projekt wahr? Bewirkte das gemeinsame Konzertieren einen Motivationsschub? Lassen wir dazu drei mitwirkende NachwuchsmusikerInnen aus dem Projekt zu Wort kommen:
– „Ich bin mir sicher, dass ich durch das Insieme!-Projekt sehr viel für meine musikalische Laufbahn mitnehmen konnte, insbesondere durch die intensive Probenzeit, die wir gemeinsam durchstanden. Besonders das Konzept, dass junge MusikerInnen zusammen mit erfahrenen LehrerInnen die Stücke erarbeiten und abschließend gemeinsam auf der Bühne performen, gab den ausschlaggebenden Faktor für den Erfolg des Konzerts. Aufgrund dieses Modells ist eine kompetente Betreuung in der Probenphase durch die Lehrperson möglich, durch die man ungemein profitieren kann. Gleichzeitig kommt der Spaß auch nicht zu kurz und vor allem durch das Abschlusskonzert wird das Gemeinschaftsgefühl maßgeblich gestärkt. Alles in allem war das gesamte Projekt ein voller Erfolg!“
– „Das Insieme!-Konzert war für mich eine tolle Erfahrung. Das Konzept mit der Zusammenwürfelung von SchülerInnen und Lehrenden und vor allem dem Wechsel in den Sätzen des Stücks war sehr bereichernd. Schon die Probenarbeit war sehr interessant, da man einmal mit anderen LehrerInnen einstudiert als mit dem eigenen. In Summe ein sehr gelungenes, wiederholenswertes Konzert, das auch beim Publikum bestens ankam.“
– „Die Stückauswahl ist sehr gut gelungen, das gesamte Konzert war sehr spannend und fesselnd. Ich würde bei einem Projekt dieser Konstellation sofort wieder mitmachen!! Ich höre mir heute noch gerne den Live Mitschnitt davon an!“
In diesem Sinne… Suoniamo insieme!