Mahlert, Ulrich
Instrumentalpädagogik in Studium und Beruf
Eine persönliche Bestandsaufnahme
Im bislang persönlichsten Buch von Ulrich Mahlert setzt sich der langjährige Professor für Musikpädagogik an der Universität der Künste Berlin erneut mit seinen Erfahrungen im bunten Feld der Instrumentalpädagogik auseinander. Ausgehend von zahlreichen Erlebnissen in der eigenen musikalischen Bildungsbiografie, in der Lehre und im Austausch mit KollegInnen, Studierenden und Musikschullehrkräften entfaltet der Autor ein Kaleidoskop von Themenfeldern, die die Arbeit im instrumentalpädagogischen Feld prägen und formen: Die gleichermaßen diversen und beschränkten individuellen Lernwege von Lehrenden und Lernenden, die wirkmächtigen und widersprüchlichen Auffassungen der Musikpädagogik in der Gesellschaft, im Hochschulalltag und Fachdiskurs, die Höhen und Tiefen des Berufsfelds der „außerschulischen Musikerziehung“ und die Herausforderungen der künstlerisch-pädagogischen Hochschulausbildung werden plastisch, verständlich und mit einer großen Offenheit aus der Ich-Perspektive betrachtet und erörtert.
Das Ergebnis ist ein gut lesbarer, sowohl für tief involvierte Akteure als auch für Außenstehende zugänglicher und interessanter Text. „Musikalische Bildung ist besonders im außerschulischen Bereich eine offene Größe“, konstatiert Mahlert, und die Sonnen- und Schattenseiten dieser Offenheit, ihre grundsätzliche Ambivalenz werden im Text reflektiert, aber auch mit Lösungsansätzen und Strategien verknüpft. In diesem Sinne lädt das Buch nicht nur zum Nachdenken ein, sondern bietet auch Leitideen und konkrete Impulse aus dem Erfahrungsschatz des Autors. Spürbar werden dabei ein starkes Berufsethos und eine große Hingabe für „die Sache“ der Instrumentalpädagogik, aber auch die Ernüchterung vor der Schwere der Herausforderungen bzw. eine gewisse Skepsis gegenüber der eigenen Wirksamkeit und den Bemühungen der Fachcommunity.
Wer in dieser Publikation eine eindeutige Ermutigung sucht, wird womöglich enttäuscht. Doch verströmt das Buch auch eine durchaus entlastende Gelassenheit, die auf dem Glauben an Veränderungsfähigkeit beruht, auf dem Vertrauen auf das „dynamische Potenzial“, das darauf wartet, „sich zu entfalten und entfaltet zu werden“.
Am deutlichsten zeigt sich diese besondere Haltung des Verfassers in zwei Reden, die die Publikation umrahmen: eine Rede an StudienabsolventInnen – mit der herzerwärmenden Empfehlung: „Lassen Sie Ihr Studium gut sein“ – und eine an Musikschullehrkräfte, in der Mahlert eine Vision für den Musizierunterricht und für die Gestaltung ihres Berufslebens entwirft, die auf der Prämisse der Lebenskunst beruht. Mit dieser gleichermaßen versöhnlichen wie kritischen Schrift liefert Mahlert Zündstoff für instrumentalpädagogisches Nachdenken. Als Instrumentalpädagogin nehme ich diesen Zündstoff dankbar an und freue mich auf seine Nachwirkungen.
Natalia Ardila-Mantilla