Sommerfeld, Jörg

Instrumentalunterricht in der Grundschule

Erfolgreich lehren und gestalten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2014
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 52

Dieses Buch kommt aus der Feder eines Praktikers, der als Inst­rumentallehrer, Ensembleleiter und Mitentwickler des Monheimer Modells Erfahrungen gesammelt hat. „Ein guter Instrumentalunterricht in der Grundschule ist eine Systemleistung“: Dass Musikschullehrer den Umgang mit komplexen Systemen lernen müssen, ist Sommerfelds Überzeugung.
Als Einstieg beschreibt eine Parabel die Komplexität des Berufsfeldes mit Kindergruppen im Schulkontext und weist auf die damit verbundenen kommunikativen Herausforderungen hin, gerade für an Einzelunterricht gewöhnte Musikschullehrkräfte. Das Kapitel „Ausgangspunkte” bietet Einblicke zu unterschiedlichen Konzepten für instrumentalen Gruppenunterricht an Grundschulen, die in den vergangenen Jahren als Kooperationen zwischen Musikschulen und Grundschulen entstanden sind (JeKi(s), MoMo, Klassenmusizieren).
Schließlich widmet sich der Text einer Vielzahl von Aspekten, mit denen sich MusikschullehrerInnen im Kontext Schule auseinandersetzen müssen: Sommerfeld thematisiert die (aus seiner Sicht) veränderte Schülerwelt und entwirft einen didaktischen Rahmen, der die unterschiedlichen Perspektiven von Musikschule und Grundschule aufzeigt. Ausführlicher bespricht er die Lehrerrolle(n), spezielle methodische Aspekte, die für Instrumentallehrkräfte interessant sein könnten (bis hin zu einem Exkurs „Tabus im Klassenzimmer“) und gibt unterrichtspraktische Anregungen, die schließlich zum größten Abschnitt, der Besprechung von Unterrichtsinhalten und Konzepten, führen.
Die von Sommerfeld betonten Grundsätze von Binnendifferenzierung und Handlungsorientierung sind wohl für jeden Unterricht wichtig, gelten somit auch für den schulischen Gruppenunterricht. Dass aber die These auftaucht: „In der Grundschule muss im Instrumentalunterricht von Anfang an musiziert werden“, ist höchst erfreulich, verwundert aber gleichzeitig. Ist nicht das Musizieren von Anfang an in jedem Instrumentalunterricht und in jedem Musikunterricht das Wichtigste?
Das Musizieren, das Sommerfeld in den Vordergrund rückt, ist ein Musizieren nach Noten im Ensemble, für das der Lehrer die Stimmen in unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad arrangiert. Aber wie wäre es mit Improvisationen und Eigenkompositionen der SchülerInnen? Hierbei entsteht Motivation intrinsisch durch die Freude am schöpferischen Akt und Lernen passiert im „musikalischen Ernstfall“ (Röbke) durch den eigenen und geteilten Anspruch an die Verwirklichung mu­sikalischer Klangvorstellung.
Das Buch wagt sich vor in ein von der Instrumentalpädagogik noch wenig beackertes Feld, gibt wichtige Impulse und ist ein nützlicher Ratgeber für Instrumentallehrkräfte, die im Gruppenunterricht der Grundschule Fuß fassen wollen. Darüber hinaus ist es ein wertvoller Beitrag in der aktuellen Diskussion zur Integration des Instrumental­unterrichts in der Grundschule.
Ruth Schneidewind