Voss, Rebecca
Intergeneratives Singen
Eine empirische Untersuchung mit didaktischem Entwurf
Intergenerative Bildungsangebote gewinnen in Zeiten demografischen Wandels und gesellschaftlicher Veränderungen an Bedeutung und sind doch bislang nur in vergleichsweise wenigen Publikationen thematisiert worden. Deshalb ist erfreulich, dass sich Rebecca Voss in ihrer Dissertation dem intergenerativen Singen widmet, das sie im Schnittfeld der drei Disziplinen Gerontologie, Geragogik und Musik(pädagogik) verortet.
Vor der eigentlichen Studie stellt die Autorin verschiedene Facetten des Themas sowie seine Einbettung in benachbarte Themenbereiche eingehend dar (z. B. die Aspekte „Alter und Altern“, „Singen“, „intergenerative Bildung“). Auch die Studie selbst ist ausführlich beschrieben; sie fand in Form von Leitfadeninterviews mit Leitern intergenerativer Singangebote und anhand einer Teilnehmerbefragung statt, sodass verschiedene Perspektiven bei der Interpretation der Daten kombiniert werden konnten.
Voss differenziert die intergenerativen Singangebote in „neutrale Projekte“, „Jung-zu-Alt“ und „Alt-zu-Jung“. Damit werden die jeweiligen, vor allem örtlichen Rahmenbedingungen bezeichnet, die durchaus Auswirkungen auf den Teilnehmerkreis und die Gestaltung des Angebots haben; so sind beispielsweise „Alt-zu-Jung“-Angebote in der Regel nur mit mobilen Senioren, die einen Kindergarten besuchen können, realisierbar.
Auch im Rahmen der Ergebnisdiskussion am Ende der Studie differenziert die Autorin immer wieder anhand der drei genannten Formen; so wird beispielsweise deutlich, dass sich die Ziele der Angebote dahingehend unterscheiden, ob musikalische Ziele (z. B. eine Präsentation) oder außermusikalische Ziele (z. B. der gegenseitige Respekt zwischen den Generationen) im Vordergrund stehen.
Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Probleme und Herausforderungen (z. B. Literaturauswahl für beide Generationen, institutionelle Probleme, altersgemäßes Singen) vor allem durch gute Information, Kommunikation und nicht zuletzt durch eine fachlich fundierte, umfassende Ausbildung der LeiterInnen gemeistert werden können. Entsprechend plädiert Voss für die Erweiterung von Ausbildungsmöglichkeiten speziell für den Bereich des intergenerativen Singens.
Im letzten Kapitel mit dem Titel „Didaktisches Konzept“ fasst Voss die Erkenntnisse aus ihrer Studie zusammen und spitzt sie aus praxisorientierter Perspektive zu, sodass diese Essenz im Sinne von „Empfehlungen für die Umsetzung von intergenerativen Singangeboten“ gelesen werden kann. Zwar ergeben sich durch diese zusätzliche Zusammenfassung sowie aufgrund zahlreicher Querbezüge innerhalb der Publikation Redundanzen, durch das wiederholte Aufgreifen bestimmter Aspekte bleiben Voss’ Gedankengänge aber zugleich gut nachvollziehbar. Insgesamt zeigt die Publikation verschiedene Aspekte auf, um intergeneratives Singen zu reflektieren und so Anhaltspunkte für eine gelingende Praxis zu erhalten.
Silvia Müller