Mayerl, Andy / Christian Wegscheider

Jazz Club

Jazz spielend erlernen, mit 2 CDs

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2012
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 60

Viele JazzmusikerInnen betrachten neben ihren eigenen Bands, Projekten und Auftritten die Weitergabe ihrer Fähigkeiten als wichtigen Teil ihrer musikalischen Arbeit. Die beiden österreichischen Jazzer Andy Mayerl (Kontrabass) und Christian Wegscheider (Klavier) resümieren in Jazz Club ihre Erfahrungen aus dem Instrumentalunterricht sowie aus Workshops.
Der Ansatz ist multiperspektivisch: Zum einen ist dieses Lehrwerk als Ensemble-Baukasten in Ausgaben für elf Instrumente erschienen (Flöte, Klarinette, Altsax, Tenorsax, Trompete, Posaune, Gitarre, Violine, Klavier, Bass, Schlagzeug), zum anderen werden in fünf Kapiteln zentrale Themen in den Fokus genommen (Swing-Phrasierung, Tempo und Rhythmus, motivische Improvisation mittels Blues, Improvisation durch Akkordbrechungen, Arrangement). Die Ausgabe für Bandleader enthält neben den Übungen auch Partituren aller zehn Titel, von denen sechs gemeinsame Eigenkompositionen sind, unter den vier anderen findet man „It don’t mean a thing“ und „Pink Panther“. Die Partituren sind in C notiert, sie geben die auf den CDs vorhandenen Vollversionen wieder.
Jazz Club macht Mut. Um sich nicht im Gestrüpp aus Voicings, Grooves, Jazzharmonielehre, Ska­lentheorie und Real Book zu verlieren, konzentrieren die Autoren sich auf jeweils einen Aspekt, der anhand zweier Stücke systematisch geübt und gespielt wird. Dieses Verfahren ist methodisch geschickt: Zwar wirken schon bei einfacheren Übungen vielfältigste Beziehungen, doch müssen diese dem Schüler oder der Schülerin nicht ständig präsent sein. Es werden keine Fähigkeiten im Jazz vorausgesetzt, wohl aber Notenkenntnisse und eine über das Anfängerniveau hinaus­gehende Instrumentalpraxis. Für die Swing-Phrasierung werden Betonungsverhältnisse und Artikulationszeichen anhand kurzer Phrasen im Zirkel geübt, hierzu bilden Play-along-Tracks notwendige Hilfen. Ziel ist hier zunächst, ein notiertes Solo nachspielen zu können. Die Rhythmusschulung erfolgt anhand von Patterns und Breaks.
Bei der motivisch geprägten Improvisation gilt die Beschränkung auf eine sechstönige Blues-Skala, hier sind aus dem Material dann eigene Bausteine zu entwickeln. Eine Improvisation aus gebrochenen Dreiklängen kann natürlich nur einen Übestatus haben, doch ist sie nützlich für das Tonbewusstsein. Abschließend werden Arrangementtechniken gezeigt, insbesondere anhand verschiedener Spieltechniken.
Die Beispielstücke sind gut ausgewählt, die Arrangements, die in der Tendenz auf größere Bands verweisen, sind einfach gehalten, bleiben dabei aber stets stiltypisch. Abwechslung bieten verschiedene Grooves. Für Jazz-AnfängerInnen ist Jazz Club sehr geeignet, auch im Selbststudium. Wünschenswert wäre ein Folgeband, in dem z. B. gebrochene Akkorde erweitert werden, Wechsel von Skalenmaterial thematisiert oder das Improvisieren mit Zentral­tönen gezeigt wird.
Christian Kuntze-Krakau