Schmitz, Manfred

Jazz Parnass

16 Stücke für Klavier, ­sechshändig

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 2016
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , Seite 59

Manfred Schmitz’ Jazz Parnass gilt seit Generationen als eines der wichtigsten, im deutschsprachigen Raum unverzichtbaren Grundlagenwerke des Jazzklavier-Unterrichts. Der Autor hat seine 1965 erstmals erschienene Etüden-Sammlung mehrfach erweitert und ergänzt, zu einer vierhändigen Ausgabe gesellt sich nun noch eine für Klavier zu sechs Händen. Diese posthum veröffentlichte Auswahlsammlung (Schmitz ist 2014 verstorben) enthält 16 Stücke.
Stilistisch ist der Raum weit gefächert, er beinhaltet neben Boogie, Swing, Gospel und Latin auch Stücke, die kaum unter Jazz einzuordnen sind wie ein fast schlagerhaftes Gondellied oder einen musetteartigen Walzer. Schmitz’ Miniaturen bewegen sich überwiegend im Rahmen des traditionellen Jazz. Bei den Boogies begnügt er sich nicht mit einer weiteren Wiederholung des Immer-Gleichen, hier ist er in Phrasenbildung und Formgebung durchaus originell. Zum Teil werden Assoziationen an Vorbilder wach, in einem Titel (Homage to Paul) ist die Anlehnung explizit, die Übernahme von Take five geht bis in die harmonischen Progressionen.
Überhaupt ist der 5/4-Takt mit drei Stücken stark vertreten. Der Titel Rogue ist der einzige, der eine alterierte Harmonik des Modern Jazz zeigt. Hier sind die Akkorde nicht immer logisch ­notiert, es tauchen zwei Vorzeichenfehler auf. Die Notation ist sehr klar, die Aufteilung auf drei nebeneinander liegende Seiten mittels Aufklappen sowie der identische Akkoladenumbruch er­leichtern das gemeinsame Spiel sehr.
Diese Stücke sind für den Unterricht und den Vortrag gut geeignet. Das sechshändige Spiel mag noch wenig verbreitet sein, kann aber für KlavierschülerInnen mit vergleichbaren Fertigkeiten motivierend sein.
Der Schwierigkeitsgrad liegt bei leicht bis mittelschwer. Dabei ist der zu bewältigende Anteil für jeden Part zum Teil recht unterschiedlich, ein Boogiebass kann auf zwei Hände verteilt sein, hingegen der obere Part sechsstimmige Akkordblöcke enthalten. Die Verteilung des Tonsatzes erscheint zuweilen disparat, wenn die Melodie in drei Lagen erklingt oder eine Begleitung für den oberen und mittleren Part verdoppelt werden. Unisono-Passagen in beiden Händen eines Parts erfordern Fingersätze, die nicht mitgeliefert werden. Das gilt auch für Akkordsymbole, hier geht es allein um die Wiedergabe des Notierten. Die Anforderungen im Rhythmischen und in der Artikulation sind partiell anspruchsvoll.
Schmitz’ Stücke haben vielfach erfolgreich Platz gefunden in Klaviervorspielen der Musikschulen – mögen auch die hier vorgestellten sechshändigen darin Einzug halten.
Christian Kuntze-Krakau