Dieterle, Anke / David Dieterle / Frauke Haase / Kai Jacobs / Christoph Schönherr / Hans-Georg Spiegel

Jedem Kind ein Instrument

Unterrichtsmaterialien, Band 1

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Carus, Stuttgart 2009
erschienen in: üben & musizieren 1/2010 , Seite 60

Kaum ein Oberbegriff für eine musikalische Unterrichtsform lässt so viele Spielräume offen wie „JeKi“. Das vorliegende Konzept verfolgt den Ansatz, „ein umfangreicheres Instrumentarium als bisher üblich […] in den Musikunterricht zu integrieren“ und dabei die Grundmusikalisierung des Kindes als durchgängiges Prinzip zu behandeln. Den AutorInnen geht es vor allem um das Erforschen und Erleben der vielfältigen Klangmöglichkeiten der Instrumente.
Der Unterricht soll im Teamteaching von Musiklehrer der allgemein bildenden Schule und Instrumentallehrkraft stattfinden. Das Curriculum bezieht die Streich-, Blechblas-, Akkord- und Schlaginstrumente mit ein. Es enthält fünf Module mit jeweils fünf einzelnen Bausteinen. Jeder dieser Bausteine enthält Anregungen und Materialien für eine Unterrichtsstunde. In jedem Baustein stehen meist zwei oder mehr Hauptinstrumente im Mittelpunkt. Einige Instrumente kommen mehrfach vor, andere nicht.
In Modul A geben jeweils zwei gegensätzliche Bilder Impulse für die musikalische Gestaltung der Unterrichtsstunde, in der wiederum zwei Hauptinstrumente (z. B. Kontrabass und Snare Drum) im Mittelpunkt stehen. Modul B lässt sich von Materialien inspirieren. Die Bausteine des Moduls C „leben vom Impuls, der von einem Lied ausgeht“. Modul D lässt sich von Geschichten anregen und Modul E ist umschrieben mit „Verschiedenes“.
Trotz eines reizvollen Ansatzes lässt das Curriculum leider viele Fragen offen. Auf unterrichtsorganisatorische und methodische Problemstellungen wird kaum eingegangen. Wie kann freies, explorierendes Spiel auf den Instrumenten einerseits, Ordnung und Struktur andererseits mit über 20 Kindern umgesetzt werden? Und wie mache ich das, wenn ich nur einen Kontrabass habe? Welches methodisch-didaktisches Know-how brauche ich als Lehrkraft? Welche Unterrichts- und Spielformen sind geeignet für musikalischen Großgruppenunterricht?
Das vorliegende Curriculum ist als Sammlung von Impulsen und Ideen zu verstehen und bietet als solches interessante Einfälle speziell zur Sensibilisierung des klanglichen Erlebens. Dieses Prinzip wird konsequent verfolgt, schöpft aber nicht alle Lernfelder des elementaren Musizierens aus. So kommen z. B. Rhythmusarbeit sowie die Beschäftigung mit Notationsformen generell zu kurz. Die Kinder werden sinnlich-emotional angesprochen und sollen ihren Ausdruckswillen in der freien Improvisation entfalten. Wenn eine Lehrkraft sich die oben angeführten Fragen beantworten kann oder in der Zusammenarbeit mit einem Schulmusiker einen entsprechend kompetenten Partner findet, kann daraus ein facettenreicher Unterricht entstehen. Ob das Curriculum aber Wege aufzeigen kann, die pädagogische Professionalisierung im JeKi-Projekt voranzutreiben, bleibt abzuwarten.
Sibylle Nowak