Haase, Frauke

JeKi kann Methode haben

Die Konzeption der Hamburger Musikhochschule berücksichtigt erste ­Erfahrungen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 6/2009 , Seite 48

JeKi ist nicht gleich JeKi: Die Autorin betont die Notwendigkeit, zwischen den unterschiedlichen Modellen zu differenzieren, und plädiert dafür, Bezeich­nungen zu finden, die die ­verschiedenen Ausprägungen kenn­zeichnen und unterscheidbar machen.

Viel Kritik ist mittlerweile auf das in Bochum ausgerufene Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ niedergeprasselt. Nicht durchdacht sei es, nicht zu Ende konzipiert, nicht nachhaltig angelegt (so die Vorwürfe in der Februar-Ausgabe dieser Zeitschrift1). Hingegen ziele es lediglich auf die Sekundäreffekte des Instrumentalunterrichts, ohne jedoch den regulären Musikunterricht aufzuwerten.
Schaut man mit einem schnellen Blick auf die deutsche JeKi-Landschaft, so besteht diese Kritik im Wesentlichen zurecht. Allzu viele musik- aber auch allgemeinpädagogische Bewegungen wittern nun Morgenluft und wollen mit dem Slogan „Jedem Kind ein…“ ihr Anliegen in den Unterricht der allgemein bildenden Schulen integrieren. Insbesondere „Jedem Kind ein Instrument“ ruft dabei viele engagierte Fachleute auf den Plan, die mit Fug und Recht behaupten, dieses Ziel ebenfalls und schon seit Langem in ihrer musikpädagogischen Tätigkeit zu verfolgen, und die sich daher den rechtlich nicht geschützten Titel zu eigen machen.
Es ist daher notwendig, zwischen den unterschiedlichen Modellen von „JeKi“ zu differenzieren und Bezeichnungen zu finden, die die verschiedenen Ausprägungen kennzeichnen und unterscheidbar machen. Allein an Hamburger Grundschulen finden sich drei unterschiedliche JeKi-Modelle, kurzerhand (aber für die Allgemeinheit unverständlich) als JeKi/ JMS (Jugendmusikschule), JeKi/BSB (Behörde für Schule und Berufsbildung) und JeKi/ HfMT (Hochschule für Musik und Theater) bezeichnet. Auf das Letztgenannte soll im Weiteren eingegangen werden, versteht es sich im Unterschied zu anderen doch bereits als Reaktion, wenn nicht gar als Antwort auf viele der vorgebrachten Kritikpunkte.

Entwicklung eines ­Konzepts

Im Bewusstsein, dass Nordrhein-Westfalen durch die Ernennung Essens zur Kulturhauptstadt 2010 und den damit verbundenen Anforderungen hinsichtlich der Umsetzung der JeKi-Projektidee unter enormem Zeitdruck stand und noch steht, beauftragte die Zukunftsstiftung Bildung als Initiatorin von ­„Jedem Kind ein Instrument“ die Musikhochschule eines anderen Bundeslandes, nämlich Hamburg, mit der Erarbeitung eines nachhaltigen JeKi-Konzepts ab Klasse 1. Den ersten Zwischenbericht der zweijährigen Evalua­tionsforschung aus Bochum und die darin benannten Schwierigkeiten kennend, konnte in Hamburg mit der Entwicklung eines Konzepts begonnen werden, das den ab Klasse 3 geplanten Instrumentalunterricht zunächst vorbereitet, indem es eine der beiden regulären Musikstunden am Vormittag als JeKi- Stunde verankert.

1 Andreas Lobisch/Yvonne Frye: „Jedem Kind ein Instrument! – Doch wozu? Ein kritischer Blick auf ,JeKi‘ aus ­instrumentalpädagogischer Sicht“, in: Üben & Musizieren 1/2009, S. 47-49.

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