Herbst, Sebastian
JeKits an Förderschulen
Kommentar
Mit dem Schuljahr 2008/09 startete JeKi an Förderschulen in Nordrhein-Westfalen – zunächst an drei Förderschulen als Pilotprojekt. Nach Einbezug fehlender Förderschwerpunkte und vor allem einer wissenschaftlichen Begleitung durch die Universität Dortmund konnten Rahmenbedingungen formuliert werden, die eine chancengleiche Teilhabe von SchülerInnen mit Behinderungen möglich machte. Im Unterschied zu JeKi an Grundschulen wurden unter anderem ein späterer Start (nicht schon in der ersten Klasse), 60 Minuten pro Woche im ersten JeKi-Jahr mit kleineren Gruppen von acht bis zehn SchülerInnen sowie Gruppen von maximal drei SchülerInnen im anschließenden Instrumentalunterricht als wichtige Voraussetzungen erachtet.
Nach erfolgreicher Implementierung und der Teilnahme von 25 Förderschulen im Schuljahr 2014/15 verlieren die Förderschulen den Status als Pilotprojekt im neuen JeKits-Programm und werden den Grundschulen gleichgestellt. Das ist erfreulich, da die Teilnahme von Förderschulen nun nicht mehr in Frage steht. Doch auch die Rahmenbedingungen sollten nun die gleichen sein. Ist kulturelle Teilhabegerechtigkeit ein zentrales JeKits-Ziel, also „möglichst vielen Kindern in Nordrhein-Westfalen, unabhängig von ihren persönlichen und sozioökonomischen Voraussetzungen, den Zugang zu musikalischer bzw. tänzerischer Bildung [zu] eröffnen“ (zu lesen auf der Website), und versteht man „gleich“ richtig im Sinne von chancengleich, so müssen die Ergebnisse der JeKi-Begleitforschung auch in JeKits Verwendung finden.
Nach Vereinbarung eines Moratoriums und einer Übergangslösung im Schuljahr 2016/17 starteten die Förderschulen erst in diesem Schuljahr mit JeKits, sodass erneut ausgiebig über geeignete Rahmenbedingungen diskutiert werden konnte und wurde. Teilweise analog zum Grundschulprogramm wurden Flexibilisierungen in mehrfacher Hinsicht vorgenommen: Unter anderem wird die Klasse einer Förderschule unabhängig von ihrer Größe gefördert, die Mindestteilnehmerzahl im zweiten JeKits-Jahr kann unter bestimmten Voraussetzungen auf sechs SchülerInnen herabgesetzt werden, die zweite Orchesterstunde wird bereits ab zehn Kindern gefördert, die zusätzlichen Orchesterstunden können zur Verkleinerung der Gruppen im Instrumentalunterricht flexibel eingesetzt und JeKits-Orchester auch in einem dritten Jahr durchgeführt werden.
Mit diesen angepassten Rahmenbedingungen ist eine chancengleiche Teilnahme der Förderschulen an JeKits denkbar. Inwiefern diese ausreichend sind, werden die Erfahrungen der nächsten Jahre zeigen. Eine Begleitforschung, die nicht zuletzt Überlegungen zur Chancengerechtigkeit bei JeKits im gemeinsamen Unterricht anstellt, ist auch hier ratsam.