Milliken, Catherine

Klangspuren lautstark

Aktives Musizieren und ­Komponieren mit Kindern und Jugendlichen, hg. von Klangspuren Schwaz Tirol

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: ConBrio, Regensburg 2018
erschienen in: üben & musizieren 1/2019 , Seite 53

Diese Dokumentation mit zahlreichen praktischen Anregungen kann man zur Nachahmung dringend empfehlen. Initiatorin Catherine Milliken, eine aus Australien stammende Oboistin, Pianistin und Komponistin, ist u. a. Gründungsmitglied des Ensemb­le Modern und kann auf zahlreiche impulsgebende Zusammenarbeiten mit Protagonisten der Neuen Musik wie Stockhausen, Ligeti und Frank Zappa zurückblicken. Zurzeit lebt die Künstlerin in Berlin und arbeitet an ihrer Promotion.
Seit 2008 konzipiert und leitet Milliken mit einem Dozententeam die im Titel genannte Veranstaltung, die aber schon auf eine seit 1993 bestehende Tradition des Tiroler Festivals für Neue Musik in Schwaz zurückgeht. Veranstaltungen dieser Art sind nicht gerade breit gestreut und es ist ohne Zweifel verdienstvoll, den kreativen Aspekt des Musizierens stärker in den Blickpunkt zu rücken. Nicht zuletzt ist dies ja auch ein Anliegen, das im didaktischen Arbeitsfeld der Schulmusik schon länger eine bedeutsame Rolle spielt.
Der Ansatz des hier geschilderten pädagogischen Unternehmens, der sich seit Gründung fortschreibt, ist im Vorwort formuliert: „,Lautstark‘ ist ein Abenteuer rund um neue Musik und neue Klänge. Musizieren, Improvisieren und Komponieren nach Lust und Laune sind Teil des Programms. ,Lautstark‘ bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, ihr musikalisches Vorstellungsvermögen zu erweitern, neue Klang­welten zu erforschen, ihren kreativen Impulsen nachzugehen und in interaktiver und spielerischer Form ihre Kompositionsideen umzusetzen…“
Diese Leitidee wird aus den konkreten Darstellungen der Anregungen und Arbeitsergebnisse deutlich und zeigt eine große stilistische Offenheit, die den Ideen der Kinder und Jugendlichen bewusst keine reglementierende Grenze setzen will. So stehen serielle Ansätze neben minimalistischen, traditionelle Songs neben Raps und auch klassische Elemente kommen zum Tragen.
Eindrucksvoll ist auch die Bandbreite der Themen, die für eine musikalische Umsetzung gewählt wurden. Da steht Lyrisches neben Abstrakt-Konstruktivistischem und auch das politische Engagement fehlt nicht, z. B. im Bereich der Ökologie.
Da auch die Struktur der jewei­ligen Workshop-Tage detailliert beschrieben wird, kann das Buch dazu motivieren, so etwas auch in kleinerem Rahmen zu initiieren, z. B. an Musikschulen als Wochenend-Workshops oder in anderen pädagogischen Institutionen. Dieses Modell gibt darüber hinaus auch eine Kommunikationschance für den Umgang mit Neuer Musik, die es immer noch schwer hat, eine breitere Öffentlichkeit zu finden. Das Verständnis für Neues fängt eben in der Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen an. Auch dies macht die engagierte Arbeit von Catherine Milliken anschaulich und motivierend deutlich.
Thomas Holland-Moritz