Ebert, Maximilian
Klavier lernen auf zwei Wegen
Diese neue Klavierschule richtet sich an erwachsene oder jugendliche AnfängerInnen. Sie ist methodisch gut aufgebaut und klar gegliedert. In fünf Kapiteln werden die Grundlagen des Klavierspiels vorgestellt und in 50 kleinen Stücken trainiert. Dabei werden beide Hände gleichermaßen behandelt. Vom Abwechseln der Hände übers Unisono geht es bis zu zwei selbstständigen Stimmen und in den letzten beiden Kapiteln auch zu leichten Akkordsätzen. Jeder neue Schritt – wie Vorzeichen, Notenwerte oder Rhythmen – wird gut nachvollziehbar eingeführt.
Natürlich sind in den ersten drei Kapiteln gerade bei den Fünftonstücken keine neuen kompositorischen Innovationen zu erwarten, aber manchmal hätte man sich weniger Parallelführungen und ein in diesem beschränkten Tonvorrat dennoch mögliches kontrapunktisches Denken gewünscht.
Ergänzt werden die fünf Kapitel durch gut zu spielende vierhändige Stücke, welche anregende Titel tragen: Die Momentaufnahme bereitet mit ihren aparten Dissonanzen im Secondo-Part sicher genauso Freude wie das akkordisch und rhythmisch ansprechende Volle Power.
Im informativen Vorwort schreibt der Autor: „Neben grundlegenden Haltungs- und Fingerübungen soll durch die Kombination von zwei unterschiedlichen Methoden das Klavierspiel erlernt werden: Zum einen klassisch nach Noten, um den Bezug Auge-Finger-Tasten zu trainieren. Zum anderen Stücke auswendig zu erlernen, die vom Schwierigkeitsgrad nach Noten so noch nicht spielbar wären, durch das höhere Niveau aber das Lernempfinden und die Lernmotivation steigern.“
Dieser zweite Ansatz ist das eigentlich spannende von Klavier lernen auf zwei Wegen. Schon im ersten Kapitel gibt es mit dem auswendig zu lernenden Mit Vollgas ins Getümmel ein munteres Vortragsstück mit Akkorden und Sechzehnteln im Ganzton-Bereich. In diesem ist auch das mit genauer Artikulation versehene Plötzlich Verwirrung komponiert, zum einen wegen der leichteren Orientierung an den schwarzen und weißen Tasten beim Auswendiglernen und zum anderen wegen der besonderen Klanglichkeit der Ganzton-Tonalität.
Bei Sehr geheimnisvoll werden Akkorde mit allen fünf Fingern trainiert, zudem stehen Dissonanzen gleichberechtigt neben Konsonanzen. Fangen spielen ist eine „je schneller, desto besser“ auszuführende quirlige Etüde, die man sonst wohl erst nach einigen Jahren Unterricht hinbekommen würde.
Genaue Fingersätze erleichtern bei den fünf Vortragsstücken zum Auswendiglernen das präzise Verständnis der Fingerpositionen. Die Stücke können einerseits durch Zuhören beim Vorspielen der Lehrkraft, andererseits durch genaues Beobachten derselben einstudiert werden. Somit bietet die neue Klavierschule von Maximilian Ebert methodisch durchaus etwas Neues und viel Anregendes für das eigene pädagogische Konzept.
Christoph J. Keller