Schumann, Clara

Klavierwerke

Originale und Bearbeitungen, hg. von Joachim Draheim

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ortus Musikverlag, Beeskow 2021
erschienen in: üben & musizieren 2/2022 , Seite 60

Die Reihe „Musik in Baden-Württemberg│Noten“ ist ein neues Projekt der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Ortus Musikverlag. Der erste Band enthält zweihändige Klavierwerke von Clara Schumann – der Bezug zu Baden-Württemberg ergibt sich daraus, dass die Komponistin von 1863 bis 1873 in Baden-Baden lebte. Der Band bringt Originalwerke und Bearbeitungen, die bisher unveröffentlicht oder nur schwer zugänglich waren und schließt so die bisher noch beste-henden Lücken im bereits weitgehend erschlossenen Œuvre der Komponistin. In einem informativen Vorwort und dem anschließenden Revisionsbericht gibt Herausgeber Joachim Draheim detailliert Auskunft über die Quellenlage.
Von den Originalwerken ist vor allem ein um 1844 komponiertes Impromptu in E-Dur interessant, da es seit seiner ersten Veröffentlichung (1885 in Paris) keine weitere Beachtung durch die Musikverlage erfahren hat und entsprechend wenig bekannt ist. Ein Präludium in f-Moll entstammt dem Jahr 1845, in dem sich Clara und Robert Schumann intensiv der Fugenkomposition gewidmet haben.
Bekannter als diese Stücke sind zwei Romanzen, die sich bereits in der Henle-Auswahl von Janina Klassen (1986) finden: die Romanze g-Moll op. 11 Nr. 2 und die Romanze a-Moll ohne Opuszahl. Für beide Stücke legt Draheim alternative Fassungen vor. Im Fall der g-Moll-Romanze handelt es sich um die Erstfassung, die im Notentext mit der endgültigen Fassung nahezu identisch ist, jedoch einige Abweichungen in den Spielanweisungen aufweist. Bedeutsamer sind die Unterschiede bei der Romanze in a-Moll. Hier kann die von Draheim mitgeteilte, in den dynamischen Angaben differenziertere und im Notentext an einigen Stellen überarbeitete Fassung als Ver­sion letzter Hand gelten.
So gut wie vergessen sind Clara Schumanns Bearbeitungen von Werken ihres Mannes. Hier verdienen vor allem die Bearbeitungen von vier der Sechs Studien für den Pedalflügel op. 56 und drei der Vier Skizzen für den Pedalflügel op. 58 Beachtung, da sie diese Werke, die in der Originalversion meist auf der Orgel gespielt werden, für das solistische Klavierspiel erschließen.
Von insgesamt 30 erstmals 1874 bei Durand veröffentlichten Liedtranskriptionen wurden aus Platzgründen nur drei in die Sammlung aufgenommen: „Der Nussbaum“ und „Du bist wie eine Blume“ aus Myrten op. 25 sowie „Mondnacht“ aus dem Eichendorff-Liederkreis op. 39. Ein Lied von Clara Schumann, Liebeszauber, wurde in einer Trans­kription von August Horn aufgenommen. Bei diesen Bearbeitungen wären Texte hilfreich.
Komplettiert wird die Sammlung durch eine Bearbeitung des Luther-Chorals Ein feste Burg ist unser Gott, eine Bearbeitung des Variationsthemas aus dem Streichquartett op. 67 von Johannes Brahms und den Klavierauszug der Ouvertüre zu Robert Schumanns Oper Genoveva.
Sigrid Naumann