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Berg, Julia

Klingende Türchen

Der musikalische Adventskalender der Musikschule in Erftstadt

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 5/2024 , Seite 30

Aus der Vorweihnachtszeit ist er nicht mehr wegzudenken: der Advents­kalender. Er hat für viele eine individuelle Tradition, verkürzt die Warte­zeit auf das Weih­nachtsfest und schenkt jeden Tag kleine Freuden. In Erftstadts Kultur- und Musikzentrum nutzen wir diese Kalenderidee musikalisch. Doch wie geht das?

Noch 24 Tage bis Weihnachten. Knick-knack: Das erste Türchen ist geöffnet, das Smart­phone gezückt, der QR-Code abgescannt und das Video geladen. Dann erklingen die ersten Töne. Aus einem Papierkalender wird ein Klang-Kalender – sowohl ge- als auch erfüllt mit festlicher, jazziger, advent­licher, traditioneller, „klassischer“ und zeitgenössischer Musik. Hinter jedem der 24 Türchen befindet sich eine musikalische Überraschung für kleine und große HörerInnen.
Die Geschichte des Adventskalenders beginnt im 19. Jahrhundert, als der deutsche Verleger und Buchhändler Gerhard Lang in München den ersten gedruckten Advents­kalender herstellte, um die Wartezeit auf das Weihnachtsfest zu überbrücken. Seither wird er in unterschiedlichsten Versionen hergestellt: mit Schokolade, Parfüm oder Socken gefüllt – oder auf kreative Art und Weise mit Selbstgebasteltem. Der technische Fortschritt führte zu einem Aufschwung digitaler Adventskalender. Wir finden sie – angereichert mit kreativen Techniken – in den Sozialen Medien.
Unsere Idee zu einem musikalischen Adventskalender entstand im vergangenen Jahr und wird nun in der Bernd-Alois-Zimmermann Musikschule in Erftstadt partizipativ und erfolgreich umgesetzt. Das Projekt mit Benefizgedanke ist identitätsstiftender und fester Bestandteil der Musikschule geworden. Als Leiterin einer öffentlichen Musikschule begegnen mir täglich neue Projektideen. Gerade in der Adventszeit, wenn überall der Trubel losgeht, ist es wertstiftend, neben den Weihnachtskonzerten, den adventlichen Vorspielen oder den unzähligen Außer-Haus-Anfragen ein internes Musikschulprojekt umzusetzen. Umso bedeutungsvoller ist es, wenn dieses nicht nur die SchülerInnen zum Üben motiviert, sondern auch zu Begeisterung in der gesamten Musikschule und selbstverständlich auch im Familien- und Freundeskreis führt.
Meine Kernidee war, einen musikalischen Adventskalender zu kreieren, der neben 24 musikalischen Botschaften auch ein Benefizprojekt beinhaltet sowie eine Möglichkeit der Finanzierung weiterer Musikschulprojekte bietet. Der Grundgedanke des Kalenders besteht darin, SchülerInnen, Eltern, Musikschul­interessierten und der regionalen, aber auch überregionalen Bevölkerung täglich eine musikalische Freude zu bereiten, Musik zu verschenken und so Augenblicke des Glücks zu generieren. Verbunden mit einer Spenden- und Verkaufsaktion können Herzensprojekte möglich gemacht werden.

Inhaltliche Planung

Die inhaltliche Planung des musikalischen Adventskalenders sollte gemeinsam im Musikschulteam erarbeitet werden. Dabei ist vor allem wichtig, dass möglichst viele SchülerInnen und DozentInnen an dem Projekt teilnehmen können. Gemeinsam mit den Lehrkräften wird ein musikalisch und gesellschaftlich relevanter Themenschwerpunkt für den jeweiligen Kalender überlegt. Der Kalender sollte folgende Kriterien erfüllen: etwas Besonderes ausstrahlen, die Musikschule gesamtheitlich darstellen, die Vielfältigkeit und die Fachbereiche aufzeigen und auch ungewöhnliche Instrumente in ein anderes, neues Licht rücken.
Ebenso müssen die Rahmenbedingungen für einen Adventskalender abgestimmt werden, um den Erwartungen aller gerecht zu werden. Werke müssen recherchiert, Orchester- und Bandmaterial arrangiert sowie Proben mit verschiedenen Akteuren angesetzt werden, sei es im Bereich der Elementaren Musikpädagogik, im Chor, Orchester und Ensemblebereich. Die Strukturen einer Musikschule sollten sicht- und hörbar gestaltet werden.
Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Musikstücke ist die Frage nach den Urheberrechten.1 Das Urheberrecht in der Musik umfasst die Dauer von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. Es ist daher unumgänglich, bei geschützten Werken über das Onlineportal der GEMA die notwendigen Lizenzen für den Adventskalender zu erwerben.

Videoaufnahmen

Im Unterricht erfolgt die Vorbereitung der Videoaufnahmen. Nach interner Absprache der Werke wird eine Reihenfolge der 24 Videos festgelegt sowie ein Zeitplan zur Aufnahme erstellt. Wichtig: Es lohnt sich, ein zusätzliches Back-up-Video miteinzuplanen.
Zur Erstellung der Videoaufnahmen sollte ein Konzept erarbeitet werden, welches festlegt, wie die Rahmenbedingungen aussehen – unter anderem Länge der Videos, Aufnahmeort (z. B. Konzertsaal der Musikschule, Unterrichtsräume oder ein besonderer Ort in der Region), Dekoration, Kleidung der SchülerInnen, Lichtgestaltung sowie Intro und Outro des Videos. Intro und Outro sind wichtige Bestandteile, die den roten Faden und Zusammenhang der Videos bilden und als erstes bzw. letztes visuelles Element erkennbar sind. Diese haben einen hohen Wiedererkennungswert und bleiben den BetrachterInnen im Gedächtnis, auch weit über den jeweiligen Tag des Türchens hinaus. Visuelles Element könnte etwa das Logo der Musikschule sein, die Türchen-Zahl, eine animierte Grafik oder ein gemaltes Bild.

1 Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Urheberrecht bietet das Deutsche Musikinformationszentrum: Allgemeine Fragen zum Urheberrecht in der Musik, https://miz.org/de/tutorials/allgemeine-fragen-zum-urheberrecht-in-der-musik (Stand: 13.8.2024).

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2024.