Lugitsch, Michael
Kompetenzen von Instrumental- und Gesangslehrenden im heutigen Berufsfeld
Vormittags Leitung einer Streicherklasse in einer Grundschule, nachmittags Einzel- und Gruppenunterricht mit Jugendlichen, abends Unterricht mit einem erwachsenen Schüler, am Wochenende Proben und Konzert mit dem eigenen Ensemble. Solche und ähnliche vielfältige Anforderungen prägen den Berufsalltag von Instrumental- und Gesangslehrenden. Doch welche Kompetenzen sind notwendig, um dieses Aufgabenspektrum erfolgreich bewältigen zu können? – Dazu gibt die Fachliteratur bislang kaum Auskunft.
Michael Lugitsch greift dieses Desiderat auf und exploriert in seiner Dissertation die Perspektiven von Lehrenden in Bezug auf Kompetenzen im heutigen Berufsfeld der Instrumental- und Gesangslehrenden in Österreich. Sein Ziel ist es, die erforderlichen Kompetenzen zu ermitteln und den entsprechenden Kompetenzerwerb zu untersuchen.
Lugitsch setzt sich mit dem Begriff der Kompetenz intensiv auseinander und beleuchtet verschiedene Definitionen. Die Analyse des Forschungsstands zeigt, dass sich die Musikpädagogik in den vergangenen Jahren der Kompetenzorientierung insbesondere im schulischen Kontext (aufgrund von Vorgaben zur Standardisierung) nicht entziehen konnte. Studien zu Kompetenzen von Lehrenden sind allerdings selten. Lugitsch fasst den Stand der Fachliteratur nachvollziehbar zusammen und stellt dabei den Bezug seines Themas zur Fachliteratur her, sodass der oder die Lesende den fachlichen Kontext der folgenden Studie gut einschätzen kann.
In seiner Studie untersucht Lugitsch die Fragestellung nach den Kompetenzen von Instrumental- und Gesangslehrenden empirisch mittels eines qualitativen Vorgehens im Sinne der Grounded-Theory-Methodologie. Ziel dieser Forschung ist eine Theoriebildung in Bezug auf einen bestimmten Gegenstandsbereich. Um dies zu erreichen, führt Lugitsch neun Interviews mit verschiedenen Personen, die beruflich im Bereich der Instrumental- und Gesangspädagogik tätig sind. Die Auswertung der Gespräche mündet in zwei Kernkategorien: „Musikalische Faszination“ und „Bewusstsein für die individuellen Bedürfnisse der Lernenden“.
Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass von den Interviewten besonders soziale Kompetenz als relevant eingeschätzt wird und dass sowohl im künstlerischen als auch im pädagogischen Bereich ein hoher Anspruch an die Kompetenzen von Lehrkräften besteht.
Lugitschs Arbeit stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Kompetenzen von Instrumental- und Gesangslehrenden zu untersuchen und im Spiegel von Berufsausbildung sowie Berufspraxis zu betrachten. Zu hoffen ist, dass das Thema auch zukünftig in musikpädagogischer Forschung untersucht wird, um Erkenntnisse abzusichern bzw. auszubauen und so auch zur weiteren Professionalisierung der Instrumental- und Gesangspädagogik beizutragen.
Silvia Müller