Derbacher, Mark

Kompromisslos vom Kind her denken!

Erster Nürnberger Fachtag zur musikalischen Bildung diskutiert Erfolgs­faktoren und ­Notwendigkeiten ­gelingender musikalischer Bildung

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 1/2014 , Seite 34

„Es geht um die Lebensqualität und die Zukunft unserer Kinder, und dafür sollten wir uns nicht zu schade sein.“ Mit diesen Worten fordert Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly die rund 200 ZuhörerInnen im Historischen Rathaussaal auf, „von der Tribüne aufs Spielfeld zu kommen“, sich also aktiv zu engagieren für ein Programm, das aus seiner Sicht bundesweit einmalig und vorbildhaft ist. MUBIKIN (Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg) heißt das Programm, von dem der Oberbürgermeister so viel hält. Im mittlerweile dritten Jahr seines Bestehens hilft es 1600 Nürnberger Kindern in fünf Schulen und 21 Kindertagesstätten, die Welt der Musik zu entdecken und darüber eine vielfältige und stabile Persönlichkeit zu entwickeln, sagt Helmut Gierse, Vorsitzender der Trägerversammlung von MUBIKIN. „Wir müssen den Kindern heute das richtige Rüstzeug mitgeben, damit sie in 30 oder 40 Jahren die immer komplexer werdenden Fragen unserer Gesellschaft lösen.“
Auf dem ersten Nürnberger Fachtag zur musikalischen Bildung geht es also ums Ganze, wenn man den beiden folgt. Und dass die musikalische Bildung ein sehr wirkungsvoller Hebel dafür ist, darüber sind sich alle an der Podiumsdiskussion Beteiligten einig. Am Ende der Diskussion werden sie sich über noch etwas einig sein: Jede Bürgerin und jeder Bürger, denen etwas an einer umfassenden Bildung ihrer Kinder liegt, sollen ihre politischen Vertreter aktiv angehen und den Einsatz für musikalische Bildung einfordern.
Darüber, was „richtig“ ist, wird in einer Expertenrunde vor der Podiumsdiskussion intensiv diskutiert. Dabei geht es sowohl um das Warum als auch das Wie gelingender musikalischer Bildung. Obwohl sich im Prinzip alle einig sind, gibt es doch schon beim Warum unterschiedliche Positionen. Während zum Beispiel Volkmar Weinhold, Rektor der Grundschule Altdorf bei Nürnberg, die musikalische Durchdringung des Schulalltags als Mittel zum Zweck eines besseren Lernens und Miteinanders ansieht, gibt Oliver Scheytt, Präsident der deutschen Kulturpolitischen Gesellschaft, zu bedenken, dass die Funktionalisierung der Musik so manchen mittlerweile auf den Geist geht. Birgit Walter, Leiterin des JeKi-Programms in Nordrhein-Westfalen, plädiert dafür, die Musik auch als Wert an sich zu betrachten und beides zumindest in der Balance zu halten.

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