Molter, Johann Melchior

Konzert Es-Dur

für Oboe und Streicher, Klavierauszug

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade, Warngau 2015
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 59

Ein hübsches kleines Konzert: das erstmals veröffentlichte Konzert Es-Dur für Oboe, Streicher und zum Teil ausgesetzter Continuostimme, die der in Eisenach und Durlach nahe Karlsruhe wirkende Johann Melchior Molter komponierte. Über den Entstehungszeitraum und -ort schweigt der Herausgeber Bodo Koenigsbeck. Molter, dessen Instrumentalmusiken als Handschriftenkonvolut in der Badischen Landesbibliothek Karls­ruhe der Veröffentlichung harren, schrieb neben etwa 170 Sinfonien insbesondere zahlreiche Solo-Konzerte für Flöte, Klarinette, Fagott und Trompete.
Allein fünf handschriftliche Oboenkonzerte liegen schon lange in Karlsruhe, die bislang kaum jemanden interessierten. Diese wie auch die übrigen Werke sind seit 1996 im Molter-Werke-Verzeichnis hinreichend beschrieben. Das Oboenkonzert in Es-Dur MVW VI/21 wurde nun durch den Verlag Accolade der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wäh­rend beispielsweise die Konzerte in B-Dur, a-Moll, c-Moll und g-Moll nur im Internet zugänglich  sind. Das g-Moll-Konzert ist inzwischen auf CD erhältlich – Hinweise, von denen man einige gerne im sehr knapp gehaltenen Vorwort nachgelesen hätte.
Das kleine, kaum zehnminütige, dreisätzige Konzert mit der Abfolge schnell-langsam-schnell und der harmonischen Disposi­tion Es-c-Es birgt nicht nur in der äußeren Form einige typische Italianismen, sondern auch in der Stilistik und im kompositorischen Duktus. Spieltechnisch ist es recht einfach zu erlernen und dankbar wie angenehm für angehende OboistInnen. Vergleichbar ist das Es-Dur-Konzert nicht nur vom Schwierigkeitsgrad her mit den zahlreichen Oboenkonzerten aus der Opus 7-Reihe von Tomaso Albinoni.
Der Tonumfang beschränkt sich auf nicht einmal zwei Oktaven zwischen dem eingestrichenen d und dem dreigestrichenen c. Für den einen oder anderen wird die Tonart mit drei b-Vorzeichen vielleicht noch etwas ungewohnt erscheinen, ist aber eine gute Übung für den linken zweiten F-Finger mit dem darauffolgenden es. Der Finalsatz im 3/8-Takt ist ebenso typisch im konzertanten Stil komponiert mit zahlreichen Ritornellpausen für den Solisten. Aber auch der Klavierauszug ist ohne große Mühe für halbwegs erfahrene PianistInnen spielbar, Gleiches gilt wohl auch für die Streicher. Wer sich für das Konzert interessiert, aber noch zweifelt, kann sich auf YouTube informieren.
Werner Bodendorff