Roloff, Wolfgang

Kreativ Klavierspielen

Der Einstieg am Klavier für Erwachsene

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Verlag Roloff, Waldbröl 2017
erschienen in: üben & musizieren 5/2017 , Seite 56

Schon mit seiner bereits für Kinder im Vorschulalter geeigneten Klavierschule Der kleine Frosch spielt Klavier von 2011 erregte der Pianist, Pädagoge und Verleger Wolfgang Roloff Aufmerksamkeit und Zustimmung. An diesen Erfolg versucht er mit seiner auf erwachsene AnfängerInnen zugeschnittenen Schule anzuknüpfen.
Roloff weiß, dass bei lernbegierigen Erwachsenen Entspannung und reine Musizierfreude im Vordergrund stehen – und meist auch eine nur sehr begrenzte Übezeit. Sehr geschickt konfrontiert er daher Schülerin und Schüler am Anfang nicht mit formalen Lernprozessen hinsichtlich Tastatur, Tonnamen, Fingersätzen, Rhythmik etc., sondern inspiriert und ermutigt sie spielerisch-improvisatorisch zu ersten klanglichen Erlebnissen am Klavier. Dabei liefern bildnerische und auch erzählerische Vorgaben entscheidende Impulse. Der für kreatives, bildhaftes Denken zuständigen rechten Gehirnhälfte kommt mithin die Initiative zu, während die in der linken Gehirnhälfte verankerten logisch-analytischen Elemente des genauen Notenlesens und damit verbundener Anforderungen erst nach und nach behutsam ins Spiel gebracht werden.
Etwa ein Dutzend Illustrationen der Künstlerin Christine Heise-Ostgathe unterstützen Roloffs Ansatz. Sie reichen von einfacher bewegungsdynamischer Grafik über chinesische Schriftzeichen (als Anregung zu pentatonischer Improvisation) bis zu einer farbigen Blumenwiese („Jede Taste ist eine Blume“) und ausgewachsenen, weitgehend abst­rakten Gemälden als Vorlagen zu „freier Improvisation“. Das „innere Sehen“, das der unmittelbaren Optik nicht mehr bedarf, stellt dabei den Idealfall dieses synästhetischen Ansatzes dar.
Der Begriff des „Fehlers“ ist bei einer derartigen Methodik am Anfang weitgehend ausgeschlossen, weil man sich Varianten erlaubt, die von der Planung abweichen – im puren Improvisationsmodus sowieso, aber auch etwa bei der Ton für Ton zu erweiternden „Echo“-Übung im Wechsel mit der Lehrkraft. Verhört oder verspielt sich der „echoende“ Schüler ab einer gewissen Tonmenge, empfiehlt Roloff bezeichnenderweise: „Nutzen Sie die Veränderung kreativ – spielen Sie ab jetzt ein absichtlich verändertes Echo oder ein Echo, das genau in die andere Richtung geht, so kann ein neues Stück im Zusammenspiel entstehen.“
Etwa ab der Mitte gibt es dann auch die typischen Anfängerstücke in C-Dur und im Viervierteltakt, parallel oder in Gegenbewegung, auch quintbegleitete Melodien, Einführung von Vorzeichen und Pedalbenutzung etc. Ab hier gleichen sich naturgemäß die meisten Klavierschulen mehr oder weniger, ab hier wird dann auch der Begriff des „Fehlers“ nicht mehr tabu sein können.
Begleitet von einer umsichtigen Lehrperson eröffnet sich dem „Späteinsteiger“ mit dieser sympathischen Schule ein sinnvoller Weg zu den Freuden des Klavierspiels.
Rainer Klaas