Hauser-Dellefant, Angelika / Eleonore Witoszynskyi (Hg.)
Leben ist Bewegung ist Musik
Entwicklungen und Konzepte der Wiener Rhythmik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Der bemerkenswerte Sammelband mit Beiträgen von zwölf Lehrenden der Wiener Rhythmikausbildung bereichert die Diskussion rund um Musik und Bewegung innerhalb der Musikpädagogik auf vielfältige Weise. Einerseits als Dokumentation der 57 Jahre alten Ausbildung gedacht, bietet das Werk andererseits eine aktuelle Darstellung vieler relevanter Fragestellungen bezüglich Zielen, Methoden und Arbeitsfeldern der Rhythmik. Die Leserschaft ist heute auch nicht mehr auf RhythmikerInnen im engeren Sinne beschränkt, sondern umfasst PädagogInnen der Elementaren Musikpädagogik und der Elementaren Musik- und Tanzpädagogik in der Tradition des Orff-Schulwerks.
Nach einem Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Rhythmik an der Wiener Musikuniversität von Eleonore Witoszynskyi folgt der Artikel von Angelika Hauser-Dellefant, der den inhaltlichen Aufbau des Curriculums unter dem Fokus der Musikalität und ihrer Bedeutung für die Pädagogik beschreibt. Es folgen drei Beiträge, die grundlegende Gedanken behandeln: Herta Hirmke-Toch widmet sich dem Thema der Kreativität in der Rhythmik, Ralph Illini geht der Bedeutung von Wahrnehmungserfahrungen und Entspannungsübungen für den Menschen nach, indem er fragt: „Wenn du nicht auf deinen Körper acht gibst, wo willst du dann wohnen?“, und Hauser-Dellefant schließt diesen ersten Teil der Beiträge mit ihrem Text „Leben ist Bewegung“ ab.
Im zweiten Teil geht es um die soziale Komponente im schöpferischen Prozess (Jutta Goldgruber-Galler), um das Temps-Espace-Énergie-Konzept von Jaques-Dalcroze (Paul Hille) und um die „Faszination, Bewegungsbegleitung zu unterrichten“, so Veronika Kinsky, die auch noch einen Text zur Komplexität einer Rhythmikstunde mit Kindern beisteuert. Nora Schnabl befasst sich mit der Improvisation in Musik und Bewegung, Monika Mayr berichtet über Formen, wie Studierende das Praktizieren in der Rhythmik erlernen, und Sibylle Wirth schreibt zum Thema „Leiten Lernen im Fach Angewandte Rhythmik und ihre Didaktik in der Erwachsenenbildung“.
Irmgard Bankls Beitrag geht weiter in die Tiefe, indem er die Selbstlernkompetenz durch die Rhythmik in der Erwachsenenbildung als besonders bemerkenswertes Phänomen betrachtet, und Monika Mayr führt uns in ein Berufsfeld der Zukunft ein: die Arbeit mit Musik und Bewegung in der Geragogik.
Im dritten Teil beschäftigen sich Helga Neira Zugasti und Christoph Falschlunger mit dem stets wichtigen Thema, wie man von der Separation zur Inklusion kommt sowie mit der Rhythmik als Basisverfahren für inklusiv gestaltete Pädagogik.
Besonders hervorzuheben ist die sehr gute Lesbarkeit aller Beiträge, die mit vielen Praxisbeispielen durchsetzt sindt.
Manuela Widmer